12. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1984/85

LANDSCHAFT Widerstand 1: Menschen Meine Sprache gegen ihre Stummheit Ihre Bilder gegen meine Blindheit Mein Blick ohne Halt rutscht aus Verliert sich in der Weite Endet in der Ahnung des Horizonts Ich bin ihr gleichgültig Sie kommt mir keinen Schritt entgegen Sie ist einfach da Stellt keinen Anspruch Bietet sich nicht an Ist selbständig Stolz von Natur aus Sie braucht mich nicht Widerstand II: Häuser Sie duldet die einen Die gewillt sind in sie einzuwachsen Die in sie übergehen oder aus ihr auslaufen Die sich in Tarnhaltung zu Boden ducken Die sich an Hänge schmiegen Die sich im Tal verstecken Die anderen aber läßt sie nicht wu rzeln Die strahlendweißen Glotzäugigen Protzbalkonigen Prunkblumig geputzten Klötze Die spuckt sie aus Und wirft sie zum Abfall. Marlene Krisper Uraltes Haus - verfallen? Bewohnt - unbewohnt? S~heint leer zu sein, Vorgarten verwildert, Holzzaun zeigt Locher, blau von Witterung gebläßt, an einer Stelle einge- brochen, morsch; darin Rosenhecken, Zwetschkenbaum, von Unkraut verwilderte Beete, das ganze Gebiet vonGräben umgeben ; Steinmauern, auf ihnen das Haus errichtet , jene sehr alt. Morsche Türe sticht mir ins Auge; doppeltürig, mit Glasfenstern am oberen Rand ; eine, zwei Stufen; will hinein , jedoch dieTüre gibt nicht nach ,will läuten ;Glocke abmontiert. Erblicke Briefschlitz 3 cm breit , von Spinnweben verhangen, spähe hinein; schade, meine abenteuerlichen Vorstellungen werden enttäuscht: Weitere Glastüre, Betonstufen , frisch getünchte Wände, alter Sessel, steile Holztreppe führt wahr- scheinlich auf Dachboden; ich bin sehr enttäuscht und blicke ein letztes Mal zurück. Ursula Klinglmayr 22 -------------------

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