11. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1983/84

■ Über den kulturellen Wert einer Wienwoche Um wieviel beeindruckender es ist , vor einem Bauwerk se lbst zu stehen, um wieviel faszin ierender, ein Bild mit eigenen Augen zu sehen , um wieviel interessanter und effektvoller der Unterricht am Objekt ist, - das zeigte uns die Wienwoche mit Frau Prof. Haberfellner und unserem Klassenvorstand, Herrn Prof. Mader. Schwerpunkt dieser Landschu lwoche war die Ausnützung des kulturellen Ange- botes sowie die Besichtigung der zahlreichen Bauwerke und Galerien, von denen wir bisher nur gehört oder besten- fal ls Dias gesehen hatten . Da Herr Prof. Mader auch unser Kunsterzieher ist, hatten wir einen sehr guten Führer und Experten für Bildende Kunst. Seine Qualitäten zeigten sich auch gleich bei der Anreise , wo wir gleich die Wotrubakirche , einen modernen Sakralbau, besichtigten. Sei es in der „Galer ie des 20. Jahrhunderts" im Palais Lichtenstein , in der „Österreichischen Galerie" im Oberen Belvedere, im „Kunsth istor ischen Museum" oder in der „Galerie in der Stallburg" , überall stießen wir auf vom Kunstgeschichteunterricht bekannte Werke. So zeigte sich, wie brauchbar dieses Wi ssen und wie wichtig es für den Zugang zum Kunstwerk ist. Auch die verschiedenen St il e, die wir im laufe des Unter- richts besprochen haben , fanden wir in Wien an Original- bauten wieder. So besichtigten wir den StephansdolTI, das wichtigste Beispiel einer got ischen Hallenkirche in Oster- reich. Anhand der Kar lskirche, der Peterskirche, des Belvederes und Schönbrunns wurden wir mit dem Barock in Österreich und seinen Meistern , wie Johann Bernhard Fischer von Erlach und Lukas von Hildebrandt, vertraut. Auch gewannen wir einen Einblick in die Romantik durch eines ihrer Hauptwerke, den Verduner-Altar in Klosterneu- burg. Den Jugendstil studierten wir anhand des Architekten Otto Wagner in Ste inhof , und den Ringstraßenstil an den Prunkbauten der Gründerzeit am Ring. Durch Herrn Prof. Mader war es uns auch möglich , Herrn Dir. Dr. Oberleitner, den Leiter des Ephesosmuseums, für eine Führung zu bekommen . Dieser übermittelte uns dann 7. 8-Klasse wertvolle Informationen über Leben , Ku ltur und Ausgra- bung des alten Ephesos. Von der Führung über den modernen Wohnbau abgese- hen , ermögl ichte uns Herr Otto Pröckl den Zugang zu Wer- ken der modernen Architektur , wie zum Beispiel den Rats- saa l in Perchtoldsdorf von Prof. Hanns Hallein. Anderen glücklichen Umständen zufolge konnten wir auch das ORF- Zentrum am Künig lberg besuchen. Als Ausg leich zur Bildenden Kunst, die unser Tagespro- gramm beherrschte, widmeten wir uns am Abend den Musischen Künsten . Neben dem Besuch der Staatsoper (,,die verkaufte Braut " ) und der Volksoper (,,Entführung aus dem Serail ") war sicher das „ Vienna English Theatre" mit der Komödie " Sleuth " ein Höhepunkt dieser Woche. Einen völlig neuen Eindruck gewannen wir beim Besuch des Serapions-Theaters durch die Vorführung der Butoh- Tänzer in Charlotte lkeda, die eine Art Antitanz präsent ierte . Um das viele übermittelte Wissen dieser Woche nun zu siche rn , bildeten wi r kleine Gruppen, die über jeweils einen Schwerpunkt dieser Woche kurze Zusammenfassungen machten. Wer nun glaubt, daß bei so viel Kultur die Menschlichkeit zu kurz kommt, der irrt gewaltig . Im Gegenteil : mensch liche Kontakte werden gegründet oder vertieft, die Lehrer- Schüler-Beziehung verbessert sich, und vor allem hat man das Gefüh l, wirk lich etwas für das Leben und nicht nur für ·die Schule gelernt zu haben . Im Deutschunterricht wurde uns die Aufgabe gestellt , ein Märchen zu erfinden. Dabei kam es zu unerwartet guten Ergebnissen, unter anderem gef iel uns die Arbeit von Bar- bara Mayr besonders gut. Prof. Forsthuber brachte sch ließ- lich den Vorschlag, das Märchen , das sich durch eine äußerst bilderreiche Sprache auszeichnete, im Zeichen- unterricht zu illustrieren. Das wurde dann real isie rt. So möchten wir Euch nun das Märchen und die Zeichnung von Ingrid Gaier, die den Inhalt am besten erfaßte, vorste llen. 86 -------- -------------

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