11. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1983/84

Um etwa 14 Uhr zählen wir gemeinsam mit Frau Professor Himmelbauer die gesamten Einnahmen ein zweites Mal nach. Es sind rund 11.500 Schilling!! Allein 5.000 davon freiwillige Spenden I Das übertrifft alle unsere Erwartun- gen! Jetzt bleibt nur noch eine Frage offen: Was soll mit diesem ansehnl_ichen Betrag geschehen? Unsere Deutschstunde am 19. Dezember wird diesen Punkt zu klären haben, denn bis Weihnachten ist nicht mehr allzu lange Zeit! Viele Gedanken werden geäußert: Kinderheime , hilfebedürftige Familien werden genannt. Doch es ist schwer, ja fast problematisch, sich auf eine Person bzw. Familie zu fi xieren und einig zu werden. Schließlich aber treffen wir gemeinsam eine Entscheidung der Vorschlag unseres Klassenvorstandes, das Geld - bereits umgesetzt in Weihnachtsgeschenke - einer armen , kinderreichen Familie in Weyer zukommen zu las- sen , wird allgemein angenommen. Am 22. Dezember 1983 fährt eine „Abordnung" unserer Klasse - Bettina, Elke, Sonja, Edith , .Karin , Regina und Manuela - gemeinsam mit unserem Klassenvorstand und Prof. Dr. Kronsteiner nach Weyer , wo wir im Hause der Familie Aschauer freundlich empfangen werden. Herr Aschauer wird uns zu UNSERER Familie bringen! Wir sind zwar vorerst ein wenig enttäuscht, da die Mutter unserer Familie nicht alles Geld für die Kleinen verwendete: doch auch mit diesen unvorhergesehenen Dingen werden wir fertig: Wieder in die Autos verfrachtet, gelangen wir schließlich zu UNSERER Familie, die in für uns unvorstell- bar schlechten Verhältnissen leben muß. Wir erkennen nun , daß wir bezüglich dieser armen Menschen eine gerechte Wahl getroffen haben! Den etwa 6 Jahre alten Buben, der scheu auf uns blickt , nehmen wir mit: Nun wird eingekauft ; denn die Mutter selbst hat ja erst einen Teil unseres Geldes verbraucht! Der Bub weiß am besten , woran es fehlt. Jedes Kind soll etwas bekommen, auch.die Eltern , selbst für Oma und Opa erstehen wir noch Socken und warme Unterwäsche. Unser Kleiner darf sich einen Anorak und eine dazupassende Haube aussuchen. Na, wie 71 der gestrahlt hatl ! Beim Einkauf darf die Aktivität zum Guten nicht mit uns durchgehen! Wir müssen rechnen , kal- kulieren . Als man uns im letzten Geschäft alles verpackt, haben wir Angst, das Geld würde nicht mehr reichen. Tat- sächlich müssen wir aus der Klassenkasse noch 500 Schil- ling dazulegen . Wir haben es gern getan! Die glückliche Mutter verspricht uns, alle Päckchen unter den kleinen Christbaum zu legen. Im Moment ist der Zimmertisch voll beladen! Gerne wären wir am Heiligen Abend dabei gewe- sen!! Wir freuen uns über alle Maßen über den Erfolg dieses Weihnachtsmarktes. Die Vielfalt der Basteleien hat ent- sprechend großen Anklang gefunden. Wir danken noch- mals dem Herrn Direktor, unseren lieben Eltern , den Pro- fessoren und vor allem unserem Klassenvorstand, Frau Professor Himmelbauer, die alle gemeinsam mit uns dazu beigetragen haben , den Willen zum Guten in ein gutes Werk zur Weihnachtszeit zu verwandeln.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2