11. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1983/84

a) der Historiker ist froh, wenn er seinen Kernstoff durch- br ingt, er läßt schon deshalb die Kunstgeschichte links liegen. b) der Durchschnittsh istor iker hat weder das Interesse an der Kunst noch die richt ige Einstell ung für eine adäqua- te Darstel lung. Es fehlt ihm auch dafür die nöt ige Aus- bildung . Also: Mann kann und darf Belange der Kunst zumindest nicht aussch ließlich in die Hände des Geschichtslehrers legen. 11 . Unser Bildungsauftrag 1. Das Bildungsprinzip der Allgemeinbildung ist in der AHS fest verankert. Jeder Lehrer muß versuchen, in seinem Fach jenen Bereich der Allgemeinbildung abzudecken, der ihm zu- kommt. Es wird also notwendig sein , dem Schüler, von dem man zum Zeitpunkt der Matura Allgemeinbildung erwartet , ein Mindestmaß an Information die Kunst betreffend mitzu- geben . 2. Unsere Aufgabe ist eine Sensibilisierung des Schülers, ihn empfänglich machen für optisch ästhetische Re ize , zum Erkennen von schönen Dingen. - Dies geht Hand in Hand mit unserem Bemühen im praktischen Bereich. Deshalb ist auch die Kunstbetrachtung , wie wir sie zu betreiben haben, nicht zu trennen von der praktischen Arbeit und hat wie die praktische Arbeit auch keine alters- mäßige Beschränkung. Beide Aspekte zusammen lassen unsere Arbeit erst gedeihlich erscheinen: Ein gewisses Sachwissen erleichtert den Zugang zur Kunst, das ständ ige Bemühen im Sinne einer größeren Sens ibilisierung führt zu einem vert ieften Erleben und Begre ifen künst ler ischer Werke und deren Aussage und befähigt den Menschen, beim Anb li ck von schönen Di ngen so etwas w ie Glück zu empf inden. 11 Desha lb ist gerade unser Fach ein Beitrag zur Bewält igung des Lebens und schon deshalb nicht aus dem Kanon der Fächer wegzudenken . III. Die Kunstbetrachtung 1. Die Kunstbetrachtung hat keine altersmäßige Beschrän- kung und beginnt beim Kleinkind, das bereits empfänglich ist für optische und haptische Reize . Wenn ein Kind Glück hat, wird diese Empfänglichkeit im Volksschulalter nicht zerstört. In der Unterstufe der AHS ist die Kunstbetrachtung im Sin- ne einer Werkbetrachtung bereits fest verankert. 2. Die Kunstbetrachtung läuft parallel zur Werkbetrach- tung der eigenen Arbeit 3. Die Kunstbetrachtung ist am ergiebigsten in Verbindung mit der Eigentätigkeit des Schülers. 4. Die Kunstbetrachtung findet nach langer Aufbauarbeit in den höheren Klassen den fruchtbarsten Boden. - Alleine schon deshalb ist es äußerst bedenklich, Lehrplan- reformen durchzuführen, in denen die Existenz des Faches BE in der 7. und 8. Klasse gefährdet ist. IV. Methoden und Möglichkeiten der Kunstbetrachtung 1. Mög lichst verschiedene Methoden und Möglichkeiten einsetzen , um einen lebendigen Unterr icht zu erzielen. 2. Keine Erstarrung! Bereitschaft zum ständigen Wechsel von Methoden, Bereitschaft zum Umlernen und Anpassen an neue Gegebenheiten. 3. Aufnehmen von Anregungen aus Schülerkreisen. 4. Aufzeigen der verschiedensten Aspekte , unter denen man sich mit Kunst auseinandersetzen kann. 5. Ausschöpfen aller Mög lichke iten , die einen Kontakt mit orig ina len Me iste rwerken ermög lichen!

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