11. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1983/84

Die Bedrohung der musischen Fächer Gedanken zur Oberstufenreform an der AHS. Seit 1971 laufen in ganz Österreich an ein igen ausgewähl- ten Schulen Schulversuche, welche die neuen Lehrplanent- würfe für die Oberstufe der Allgemeinbildenden Höheren Schulen auf ihre Brauchbarkeit testen soll ten. Obwohl noch kein einziger offizieller Erfahrungsbericht die Ergebnisse dieser Schulversuche bekanntgab, vermuten Eingeweihte eine baldige Einführung der neuen Ober- stufenlehrpläne an den Allgemein Bildenden Höheren Schu len. Für die musischen Fächer zeichnet sich dabei eine besorg- niser regende Entwick lung ab: Es werden 3 Leh rp lanmodel- le vorgestellt, die im Aufbau , in der methodisch- didaktischen Aufbereitung sowie in den Inhalten eine sorg- fä ltige Arbeit darstellen, wenng leich durch die übertriebene Fülle der Inhalte sich die Lehrpläne nu r im Sinn von Rah- men lehrplänen interpretieren lassen. Besonders unverständlich ersche int es aber, daß gerade die Bildnerische Erziehung und in gleicher Weise natürlich auch die Musikerziehung in ihrem Weiterbestand ärgstens gefährdet sind. Alle 3 Lehrplanmodelle sind für den österreichischen Kunsterzieher indiskutabe l, wei l sie in jedem Fa ll eine Ver- schlechterung für die Bildner ische Erziehung bringen. Modell!: In der 5. Klasse 3 Wochenstunden BE (bisher 2), in der 6. Klasse 2 Wochenstunden (wie bisher) und in der 7. und 8. Klasse BE als Wahlplichtfach zu wählen aus einem ganzen Block von Fächern. Modell//: bringt einen Rückfall in frühere Zeiten, da dieser Schulversuch die alternat ive Wahlpflicht zwischen BE und ME bereits ab der 5. Klasse vors ieht, so wie sie derzeit in der 7. und 8. Klasse besteht. Modell II/: sieht zwar auch wie jetzt in der 5. und 6. Klasse BE verpf lichtend mit 2 Wochenstunden vor, in der 7. und 8. 8 Klasse ist jedoch wie im Modell I aus einem ganzen Block von Wah lpflichtfächern eine noch zu bestimmende Anzah l zu wäh len. Nach inoffizie llen Informationen hat das Lehrplanmodell 111 die beste Chance auf Verwirklichung . Was bedeutet dies für uns konkret? Im 2. Semester der 6. Klasse hat der Schüler seine Wahl für die 7. und 8. Klasse zu treffen. Aus einer Gruppe von 14 bis 16 Fächern hat er eine bestimmte Anzah l für die letzten bei- den Jahre verbindlich auszuwählen. Hier zeigt sich - und die Ergebn isse der laufenden Schu l- besuche bestät igen dies - daß BE und ME fast nicht mehr gewäh lt werden, weil man sich aus Gründen der grö- ßeren Brauchbarkeit für das Berufsleben oder für weiter- führende Studien für alle anderen sogenannten kogn itiven Fächer entscheidet und die musischen Fäche r - oft schweren Herzens - beiseite läßt. In den Versuchsschulen ist als Eröffnungszahl für einen Wahlpflichtgegenstand die Teilnehmerzahl 7 vorgesehen. Nur mit Mühe konnte in einer oberösterreichischen Ver- suchsschu le BE mit knapp 7 Schülern in der 7. und 8. Klas- se weitergefüh rt werden, in einer anderen Versuchsschule wird BE schon 2 Jahre lang in den beiden letzten Klassen nicht mehr unterri chtet. Wenn nach Ablauf des Schulversuches das Modell in den Regelfall übergeführt wird, beträgt die Eröffnungszahl etwa 14 Schüler, woraus klar hervorgeht, daß der Kunstunter- richt genauso wie der Musikunterricht in den letzten beiden Klassen ausrad iert wird . Natürlich sind auch Reifeprüfun- gen in diesen Gegenständen illusor isch geworden, worin die Abwertung deut lich wird. War schon die bisherige Regelung einer Wahlplicht zwi- schen Musikerziehung und Bildneri scher Erziehung für die beiden letzten Klassen der Allgemeinbildenden Höheren Schulen erzieherisch fragwürd ig und ein bildungspoliti- scher Mangel, so käme es durch die Lehrplanreform zu

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