9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

Ich lag in einem Kerker und wartete auf die Inquisition , beobachtete Teufel, die umherliefen und tote Seelen vergewaltigten. Ich legte meinen Kopf in den Schoß einer Schlange, und bevor ich es wußte, flog ich um den Turm der Hölle und mein Innenleben wurde zerstört , und mein Außenleben geschändet. Ich sah das Licht des Paradieses , aber ich wurde von der Hölle gefangengehalten. Nach einer Folter schnitt man mich in Stücke, und meine Knochen wurden davongeblasen. Unter einem alten Baum, an dessen Ästen die Gehenkten hingen, setzte ein Richter meine Gebeine zusammen für eine neue Folter und das Femegericht. Sie trieben Nägel in mein Hirn und weideten sich an meinen Schmerzen , sie zogen mir die Fingernägel einzeln heraus, sch lugen mich wie Jesus an den Baum und spotteten über mich. Sie lachten, und als sie nicht mehr weitermachen wollten , sprachen sie das Urteil: Sei verdammt in alle Ewigkeit! Der Henker nahm mich bei den Haaren und legte mir die Schlinge um den Hals . Und als ich am Ast hing , nahmen die Richter Messer, schnitten mir das Herz heraus und warfen es den herumstreunenden Hunden hin . Meine Seele setzte sich kichernd auf einen Ast , sah zu , wie alte Weiber meinen Körper herunterschnitten und das Fleisch von den Knochen lösten , um es für ein Festmahl zuzubereiten. Ich fühlte keinen Schmerz, nur unendliches Nichts . Meine Seele flog über das weite Land , sah Verwüstung , Tod , Zerstörung , Not und Armut überall. Die Schergen des Untergangs trieben ihr Unwesen, der Himmel färbte sich blutrot. Schließlich wurde meine Seele in ein großes , schwarzes Loch gesogen , und ich begann wieder zu denken und zu fühlen . Gesichter tauchten vor mir auf , sie lachten über mich und spuckten mich an . Manche weinten über mich , andere stießen die spitzen Dolche der Verachtung in mich hinein . 88

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2