9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

Ins Diesseit s zurückversetzt wurden die Hörer durch die Erzählung ,,Vom Leben des Pierrot " . Die komische Figur , die gemeinsam mit Colum- bina in die Welt hineinträumt , ,, die nicht stattfindet " , wird zur tragischen Gestalt: ,, Pierrot möchte leben und weiß nicht wie." Eine Geschichte von Mann und Frau , die beide nicht sind „ was sie sich voneinander verspro- chen haben " . Frischmuths Pierrot schreit „ Dieses Leben ist eine Ver- anstaltung" . Und Columbina, die sich morgen „ mit ihrer Freundin treffen " wird, ,, um über Pierrots Verzweiflung zu sprechen und die Begrünung ihres Hinterhofs", spricht: ,,Erwarten Sie nichts und erleben Sie alles." Die Geschichte der komischen Figur endet mit der traurigen Feststellung: „Pierrot träumt einen langen Traum, den Columbina nicht mitträumen kann ." Nach langem Applaus für die Autorin dankte Direktor Dr. Karl Mayer „für die Stunde, die voll war von Sprache und Leben. " Sein Dank galt auch Mag. Marlene Krisper , durch deren Initiative schon mehrere Begegnun- gen mit Autoren der Gegenwart zustandegekommen sind. HAUPTPERSON! Nicht immer leicht hat es die Schri ftstellerin Barbara Frischmuth mit ihrem achtjäh rigen Sohn Florian , der an Selbst- bewußtsein seine tüchtige Mutter manchmal übertrifft . Florian , der schon während der Lesung die Mutter in Verlegenheit gebracht hatte , als er in der Aula seinem Aufpasser entkommen und mit dem Ruf „ Mutti , Mutti! " auf sie zugestürzt war , wollte beim anschließenden Wirtshausbesuch als erster die Speisekarte haben . Zwischen den beiden entspann sich darauf- hin ein kurzer Dialog , der recht amüsant war . Die Mutter, die die Speise- karte an sich nimmt: ,, Du bist heute nicht die Hauptperson " . Florian gereizt: ,, Aber du bist auch nicht die Hauptperson " , um nach kurzer Pause ausdrücklich festzustellen: ,, Niemand ist hier die Hauptperson ." 86

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