9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

Mini-Knaben: Schnadenauer Christian , Kern Thomas , Schwaiger Michael, Brunner Jürgen , Fiebiger Gernot , Perkonigg Dieter, Ramoser Paul , Matzer Oliver, Gstöttner Roland , Demirdützen llker. Prof. Alfons Radlauer Prof. Gerd Ecke/ AU S DER A RBEITSGEMEINSCHAFT DER GERM A NI S TEN ,,DIESES LEBEN IST EINE VERANSTALTUNG " Barbara Frischmuth las am 2. Oktober 1981 in der Aula des Steyrer Bundesgymnasiums neue Texte Viele haben sich vielleicht leichtere Kost erwartet. Aber da war kein ,, Haschen nach Wind " und es wurde auch nicht aus der „ Klosterschule " gepl audert. Statt dessen wurde dem zahlreichen Publikum in der Aula des Bundesgymnasiums Werndlpark Freitag abend etwas serviert, das zwar mit „ Bindungen " und „ Metamorphosen " zu tun hatte, aber schwerer verdaubar war . Barbara Frischmuth , die bei der Lesung nicht mehr ihre „eigene Schallpl atte " sein will , hatte den Mut , neue und für viele noch unbekannte Texte vorzutragen. Mit Freude und Elan. Die selbstbewußte und sympathische Autorin brachte einleitend einen Essay über „ Die Qualität der Verständigung" , der in dem kürzlich zum 25-Jahr-Jubiläum des Residenz-Verlages erschienenen Almanach für Literatur und Kunst zu finden ist. Frischmuth, die sich darin als „ Summe der Bücher, die ich gelesen und geschrieben habe", darstellt, spricht hier sehr klar über ihre augenbli ckliche Beziehung zur Literatur und zur Sprache, die sie „ nicht an ihren eigenen Schwellungen ersticken lassen will " . Frischmuths Bekenntnisse sind erfrischend. ,,Sie suggeriert mir Welt , w ie ich si e leibli ch gar nicht erfahren könnte " , meint sie als Literatur-Konsumentin . Und als Autorin : ,, Ich persönlich arbeite lieber an einem lebenden Objekt als auch an noch so arbeitsintensiver Ver- schalung. " Der Einfluß ihres Studiums der Orientalistik auf die schriftstelleri- sche Arbeit ist unverkennbar. Im vorgetragenen Text „ Landschaft für Engel " , der für einen kürzlich erschienenen Fotoband verfaßt wurde , schildert Frischmuth die Jenseitsreise einer Frau , die plötzlich nicht nur die Stadt Wi en, sondern auch das eigene Leben aus einem anderen Blick- winkel sieht . ,,Welch neuer Blickwinkel " , erkennt staunend die nach einem Verkehrsunfall aus dem Körper entweichende Seele, als sie über verschiedene Plätze der Stadt dahinschwebt, und begreift zugleich „ Ich hätte mich nicht so vergeuden dürfen an die allernebensächlichsten Bedürfnisse. " Für die Dahinschwebende, die „ nur mehr aus Schwingung " besteht und die sich fragt „ Gab es denn noch ein Wohin? ", ist das gelebte Leben nur noch ein Traum. ,,Und sie wünschte sich für ihr näch- stes Leben, ein großer, starker Alleebaum Richtung Ungarn zu sei.i. " 85

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