9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82
Die Zugkraft für Fuhrwerke lieferte seit eh und je das Pferd. Der Tat- sache, daß die ersten Eisenbahnen von Pferden gezogen wurden , haftet daher nichts Kurioses an, wenngleich es aus heutiger Sicht so scheinen mag. Das Wissen um die Kraft , die dem gespannten Dampf innewohnt, geht bis ins Alterum zurück. Erst im 17. und 18. Jah rhundert schlug sich dieses Wissen im Bau funktionierender Dampfmaschinen nieder. Die ersten Maschinen dieser Art (Th. Savery 1698, Th. Newcomens 1712) waren riesige ortsgebundene Ungetüme, di e Berge von Kohle verschlan- gen . Erst die von James Watt 1769 gebaute Dampfmaschine stellte jene Kraftquelle dar, die sich auch zum Einbau in Schiffe und Landfahrzeuge eignete. 1770 rollte dann auch das erste dampfgetriebene Landfahrzeug, von Nicolas Cugnot für die französische Armee gebaut, pfauchend durch die Straßen von Paris. 32 Jahre später rumpelte ein ebenfalls dampf- getriebener Wagen über die Landstraße von Redruth nach Plymouth. Von seinem Erbauer, dem Bergwerksingenieur Richard Trevithick, stammte dann auch die Idee, eine Dampfmaschine auf Räder und Schienen zu setzen . Am 13. Februar 1804 zog seine einzylindrige Lokomotive zehn Tonnen Stangeneisen und 70 sensa- tionslüsterne Reisende auf fünf Wa- gen in vier Stunden über die kaum 15 Kilometer lange Schienenstrecke der Hüttenwerksbahn von Methyr Tydfil in Süd-Wales. Damit hatte Tre- vithick in dem Jahr, in dem Napo- leon zum Kaiser gekrönt wurde und Beethoven seine Eroica komponier- te , den ersten Eisenbahnzug der Welt in Bewegung gesetzt. Obwohl man dieses Experiment als voll ge- Trevithicks Lokomot ive 1804 glückt bezeichnen muß, wurde Tre- vithicks Maschine bald wieder aus dem Verkehr gezogen. Sie funktionierte zwa r, aber sie war für die damali- gen Schienen viel zu schwer. Die weitere Entwicklung der Eisenbahn und der Dampflokomotive drehte sich lange Zeit im Kreis. Eine malerische Vielfalt qualmender, fauchender, kolbenstampfender, eiserner Dampf- pferde riß in den folgenden Jahren die Schienen auf, explodierte, entfach- te Brände und ängstigte Menschen und Tiere. Aber die steigenden Trans- Kesse lexplosion 1850 6 portbedürfnisse drängten auf einen Ersatz für das Pferd durch den viel leistungsfähigeren Dampfantr ieb. So gesehen, stellte Trevithicks Ver- such die Initialzündung für die stür- misch einsetz.ende Entwicklung ver- läßlicher Dampflokomotiven dar. Die Weiterentwicklung der Dampflokomotive wurde in den fol- genden Jahren jedoch dadurch ge- hemmt, daß man allgemein annahm, die Reibung zwischen den Rädern
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