9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82
In der Zeit des 2. Weltkrieges und in den ersten Jahren danach wur- den an die Steyrtalbahn höchste Anforderungen gestellt. Da es in d iesen Zeiten an geeigneten Transportfahrzeugen mangelte und die Lage durch die akute Treibstoffknappheit noch verschärft wurde, nahm man die Dien- ste der Bahn gerne in Anspruch. Die Steyrtalbahn, deren gesamtes Schi e- nennetz in der amerikanischen Zone lag, blieb von Kriegsschäden weit- gehend verschont. Da die Amerikaner Fuhrpark und Einrichtungen der Bahn unangetastet ließen , konnte die Steyrtalbahn sofort nach Kriegs- ende ihrer Aufgabe voll gerecht werden. In der Mitte der fünfziger Jahre begann sich die Konkurrenz der Stra- ße, besonders im Reisezugve rkehr, deutlich bemerkbar zu machen. Die schlechte Auslastung der Bahn führte schließlich am 1. Jänner 1967 zur Stillegung der Zweiglinie Pergern - Sierning . Trotz weiterer einschnei- dender Sparmaßnahmen, wie Personaleinsparung und Einstellung des Personenverkehrs zwischen Molln und Klaus ab 26. Mai 1968, rutschte die Steyrtalbahn immer tiefer in die roten Zahlen. Die ersten Anzeichen eines endgültigen wirtschaftlichen Niederganges wurden sicht_bar. Schon damals verstärkte sich immer mehr der Verdacht , daß die Osterreisehi- sehen Bundesbahnen die defizitäre Schmalspurlinie so rasch wie mög- lich zur Gänze einstellen wollten. Die Österreichischen Bundesbahnen schienen sogar die für die Einstellung des Betriebes maßgeblichen Grün- de selbst zu schaffen. Fehlende Investitionen , das Ausbleiben von Modernisierungsmaßnahmen und schlechte Abstimmung der Fahrpläne führten zu einer Angebotsverschlechterung , die viele Betriebe und Unter- nehmen des Steyrtals auf die Straße ausweichen ließen. Über diese für die Steyrtalbahn lebensbedrohliche Entwicklung konnte auch das zu die- sem Zeitpunkt florierende Geschäft mit Sonderzügen nicht hinwegtäu- schen. Wurden 1975 schon hundert Sonderzüge gezählt, so waren es im folgenden Jahr bereits doppelt so viele. Auch für das laufende Jahr waren bereits hunderte Gästefahrten geplant. Am 13. März sollte eine Sonder- fahrt der Spielbanken AG durchgeführt werden , zu der rund hundert Jour- n.alisten aus halb Europa geladen waren. Um dies zu vereiteln, hat die 088 mit der Stillegung der Strecke vorgesorgt. Die Felsbrocken, die am 14. März 1980 nahe der Haunoldmühle die Schienen der Steyrtalbahn verlegten , kamen den Österreichischen Bun- desbahnen sicherlich nicht ungelegen . Nun war endlich ein Vorwand gefunden , die Strecke Grünburg - Klaus „ aus Sicherheitsgründen" end- gültig einzustellen. Durch die nunmehr bedrohliche Lage der Steyrtal - bahn aufgeschreckt, wurden allmählich Proteste wach. Doch selbst die Bemühungen sich bildender Interessenvereine, sowie 30.000 gesammelte Unterschriften zur Erhaltung der Bahn konnten die Gewaltigen der 088 nicht umstimmen. Die Steyrtalbahn war nach dem Hangrutsch am 14. März 1980 zu einem Eisenbahntorso geschrumpft , der ziem lich genau jener Strecke entsprach , aus der sie sich vor mehr als neunzig Jahren so erfolgverspre- chend entwickelt hatte. Der weitere Lauf der Dinge sollte dann jenen Zweiflern recht geben , die schon damals behauptet hatten, daß die Ein- stellung der Bahnlinie bereits beschlossene Sache sei. Im Februar 1982 „ ließen die Österreichischen Bundesbahnen verlauten, daß nach einem weiteren Erdrutsch in der Nähe von Neuzeug auch der verbleibende 35
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