9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

Zur Ergänzung des in Normalspur gebauten Hauptliniennetzes ent- standen in allen Teilen des alten Österreichs zahlreiche Schmalspurbah- nen mit vorwiegendem Lokalbahncharakter. Die ersten Bahnen dieser Art entstanden in Bosnien und der Herzegowina, wo der Einmarsch österrei- chischer Truppen 1878 die rasche Schaffung von Verkehrswegen für den Nachschub notwendig machte. Der erste Auftrag dieser Art erging an die Wiener Firma Hügel und Sager, die möglichst rasch eine Bahnlinie von Bosnisch-Brod nach Sarajevo bauen sollte. Da gebotene Eile und schwie- rige Geländeverhältnisse einen Bau in Normalspur von vornherein aus- schlossen, verwendete die Firma kurzerhand ihre zum Streckenbau im Donautal eingesetzte Feldbahn mit einer Spurweite von 760 mm. Die Lokomotiven dieser Feldbahn stammten zufällig von der Firma Krauss in München . Aus dieser Bahnlinie entwickelte sich dann das jugoslawische Eisenbahnnetz, das das größte Schmalspurnetz der Welt werden sollte. 760 mm blieb von da an die Regelspurweite österreichischer Schmalspur- bahnen; die Firma Krauss blieb der Lieferant für die dazugehörenden Lokomotiven . V) D I E S T E Y R T A L B A H N Im Jahre 1880 begannen private Institutionen mit dem Bau von Lokalbahnen in Oberösterreich . Durch den Erlaß der sogenannten Lokal- bahngesetze vom Staat gefördert, sollten diese Bahnlinien jene Gebiete erschließen , die von den bestehenden Hauptlinien nicht berührt wurden. Die Eröffnung der Kronprinz-Rudolf-Bahn (1868) und der Bau der Krems- talbahn (1888) gaben den entscheidenden Anstoß zum Bau einer schmal- spurigen Bahnlinie durch das Steyrtal. Die im Tale ansässigen Industrie- und Gewerbebetriebe konnten nicht mehr länger auf einen Bahnanschluß warten, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollten. Auch die Stadt Steyr war aus wirtschaftlichen Überlegungen an einer Bahnverbindung mit dem Hinterland interessiert. Der Steyrer Landtagsabgeordnete Dr. Josef Hochhauser und der Bauingenieur Josef Ritter von Wenusch riefen daher einen Aktionsaus- schuß ins Leben, der die Vorbereitungen für den Bau und die Finanzie- rung dieser Bahnlinie in die Wege leiten sollte. Man richtete eine entspre- chende Petition an den oberösterreichischen Landtag , und schon am ~'i'.1.ttuii.~~t 0~Jim~1!Ji. ...«,~,-?,.,..i.,.«.1\..L;.,,_.J,,.,,. ~r.-:,•·--""'-N,,'-,,,,......,... ;l.....,~,~ .. ,i,.(,.""" .. ~;,.,.tt,"4t,,....,.•~,..Li&,.,v,l~..,. •'''!!i''"'"«a.. ...,... "'iiwii...tw...~ioo,,,,,,.,,, Stey rtalbahn-Aktie 18. Februar 1888 wurde dem Inge- nieur Ritter von Wenusch die „Kon- zession zum Bau einer schmalspuri- gen Lokalbahn von Garsten durch das Steyrtal nach Untergrünburg mit allfälliger Fortsetzung bis Klaus auf 90 Jahre" erteilt. Die Konzession enthielt die Verpflichtung, den Bau sofort zu beginnen und innerhalb von zwei Jahren zu vollenden. Das Exekutiv-Komitee war nun in der Lage, sofort mit den eigent- lichen Vorarbeiten zu beginnen. 25

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