9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

die „Vorteile und Bedingungen der Anlage eines vollständigen österrei - chischen Eisenbahnnetzes ". Wie List in Deutschland konnte auch er seine hochf liegenden Pläne nicht in die Tat umsetzen . Auch in Öste rre ich ging der Bahnbau zuerst auf private Ini t iativen zurück. So erhiel t am 4. März 1836 das Wiener Bankhaus Rothschild das Privileg zum Bau einer Dampfeisenbahn von Wien nach Krakau . Das erste Teilstück und zugl eich di e erste dampfbetriebene Strecke Österreichs , die 13,1 km lang Bahnlini e Fl oridsdorf - Wagram, wurde am 17. Novem- ber 1837 eröffnet und nach Fertigstellung einer Donaubrücke bis Wien verlängert. Am 6. Jänner 1838 rollte der erste Zug der Kaiser-Ferdinands- Nordbahn in den Wiener Nordbahnhof ein. Ihren eigentli chen Endpunkt in Krakau erreichte die Bahnlin ie erst im Sommer 1856. Grundstücks- und Akt ienspekulat ionen veranlaßten das Patent vom 19. Dezember 1841 , das den Erwerb wichtiger Eisenbahnlinien durch den Staat ermöglichte und den Bau der großen, von Wien zu den Reichsgren- zen führenden Linien Wien - Brünn - Prag - Sächsische Grenze, Wien - Graz - Triest und Wien - Linz - Bayrische Grenze verfügte. Die als Kaiser in-Elisabeth-Bahn bezeichnete Strecke zur Grenze mit Bayern , die heute als „Westbahn" zu den Hauptverkehrsträgern des österreichischen Eisenbahnverkehrs zählt , erreichte 1858 Linz, und kurz darauf , 1860, Salzburg , wo sie an das deutsche Eisenbahnnetz ange- schlossen wurde. Beim Bau der Strecke Wien - Graz - Triest entstand die erste Gebirgsbahn der Welt, die zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag den Semmering, mit 986 m der höchste östliche Alpenpaß, überquerte. Die Die Semmeringbahn 1854 22 nördliche Zufahrt Wien - Gloggnitz wurde von einer Privatgesellschaft • gebaut und schon am 5. Mai 1842 er- öffnet. Der südliche Anschluß von Graz nach Mürzzuschlag, unter staatlicher Führung errichtet , wurde " am 21. Oktober 1844 dem Verkehr übergeben. Dazwischen lag ein Gebirgsmassiv, bei dessen Überwin- dung die Eisenbahn die härteste Bewährungsprobe bestehen sollte. Die Eisenbahnlinie über den Semmering ist das Werk eines außerordentlich hartnäckigen Man- • nes, des Venezianers Carl Ritter von Ghega. Als er ankündigte, er werde eine Bergstrecke mit 16 Viadukten und 15 Tunnels bei einer Steigung von 2,5% bauen, wurde er als wirk- lichkeitsfremder Phantast verlacht. Er ließ sich jedoch nicht beirren. Von 1848 bis 1854 überwachte er uner- müdlich die Arbeiten und ließ sich

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