9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

es zu Zugskatastrophen , die unverhohlene Kritik an der Eisenbahn laut werden ließen . Die erste wirkliche Eisenbahnkatastrophe ereignete sich in Frankreich. Am 8. Mai 1842 entgleiste ein von zwei Lokomotiven gezo- gener Zug mit siebzehn Wagen auf der Fahrt von Versailles nach Paris. In den ineinander verkeilten Wagen verbrannten 55 der 750 Fahrgäste bei lebendigem Leibe, mehr als hundert Menschen erlitten schwerste Verlet- zungen . Obwohl sich Unglücke ähnlichen Ausmaßes nun laufend wieder- holten, betrachtete man sie letztl ich doch als unvermeidlichen Preis, den man für Fortschritt und Bequemlichkei t eben zu zahlen habe. Eines der schrecklichsten, aber zugleich bekanntesten Zugsunglücke ereignete sich in der Nacht vom 28. auf den 29. Dezember 1879 in Schottland. In jener stürmischen Nacht fuhr ein Zug auf die gewaltige Eisenbahnbrücke, die bei Dundee die Mündung des Tay überspannt , kam aber nie am ande- ren Ufer an. Theodor Fontane schildert in seiner Ballade „ Die Brück' am Tay" die Geschehnisse dieser Nacht. So gelangte dieses Unglück zu sei - ner traurigen Berühmtheit. 1837 trat auch Rußland unter Zar Nikolaus 1. in die Reihe der Eisen- bahnländer ein. Nikolaus war kein ausgesprochener Bahnliebhaber und begnügte sich mit einer 27 km langen Privatbahnlinie, die, am 30. Oktober 1837 eröffnet , von Petersburg nach Zarskoje Selo, dem Sommersitz des Zaren , führte. Erst unter Alexander II. schlug dem Eisenbahnbau in Ruß- it h -w - zr~:--h. - = · . •'j tt _ lti. 1 . ·i: . -"-1:.-• ~~~~-~-· ' Bau der Transsib iri schen Ei senbahn land die große Stunde. Zur Verwirkli- chung seiner Idee vom Panslawis- mus glaubte er in der Eisenbahn das geeignete Instrument gefunden zu haben. Sein großer Plan war eine Eisenbahn quer durch Rußland. Das Projekt wurde am 17. März 1891 der Öffentli chkeit vorgestellt , und am 27. Oktober 1896 konnte der erste, 1700 km lange Abschnitt Moskau - Teschljabinsk eröffnet werden. Am anderen Ende des Zarenreichs hatte inzwischen der Zarewitsch, der spä- tere Zar Nikolaus 11., die erste Schwelle für das Teilstück Wladiwostok - Chabar6wsk, welches am 10. September 1897 in Betrieb genommen werden konnte , gelegt. Obwohl der größte Teil der Strecke schon vor 1900 fertig war , konnte die durch- gehende Verbindung Moskau - Wladiwostok erst 1914 hergestellt werden. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts besaß jeder europäische Staat seine Eisenbahn. Griechenland trat als letztes Land in den Kreis der Eisenbahnländer, als es am 18. Februar 1869 die 10 km lange Linie Athen - Piräus eröffnete. Nachdem die Eisenbahn ihre wichtigste Aufgabe, die verkehrsmäßi- ge Erschließung der Kontinente , erfüllt hatte, konnte man sich einem wei- teren wichtigen Problem widmen: der Bequemlichkeit. Die Epoche der „ Luxuszüge" begann. Am 1. September 1859 rollte der erste Schlafwagen zwischen Chicago und Bloomington/lllinois. Auch in England verkehrten ab 1862 die ersten „Komfortzüge". Sie entwickelten sich im laufe der Zeit 16

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