9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82
liegt auch die höchste Bahnstation der Welt mit Reiseverkehr: Galera, 4783 m. Der Bau dieser als „ Transandenbahn " bekannten Linie von Lima nach Oroya/Peru , an der zeitweise über fünftausend Chinesen arbeiteten, soll insgesamt siebentausend Menschenleben gekostet haben. Australien wiederum besitzt die längste Eisenbahngerade der Welt. 528 km lang führen die Schienen schnurgerade durch die im Süden Australiens ge legene Nullarbor-Wüste. Die längste Eisenbahnbrücke der Welt findet man hingegen in Afrika; sie führt mit einer Gesamtlänge von 3677 m über den Sambesi. Auch Europa kann mit eindrucksvollen Eisenbahnsuperlativen aufwarten, doch darüber später. III) D I E E I S E N B A H N I N E U R O PA Von England ausgehend griff der Eisenbahng8danke natürlich auch bald auf den Kontinent über. Er erfaßte jedoch die europäischen Länder, die sich wiederholt in politische und auch kriegerische Auseinander- setzungen verwickelten , mit unterschiedlicher Intensität und teilwe ise mit erheblicher Verzögerung. Die Versuche, Länder durch Eisenbahnen systematisch zu erschließen, blieben, mit Ausnahme von Belgien, erfolg- los. Nur anfangs folgte der Bahnbau den Hauptverkehrsströmen, wodurch die entsprechenden Investitionen am ehesten gerechtfertigt schienen. Später artete er immer mehr in einen ruinösen Wettkampf kon- kurrierender Eisenbahngesellschaften aus. Belgien war das erste Land des Kontinents, in dem der Eisenbahn- gedanke Fuß fassen konnte. Es war aber auch das einzige Land , das Staatseisenbahnen nicht nur plante, sondern auch konsequent baute. Das Zentrum des belgischen Eisen- bahnnetzes war die Stadt Mecheln . Als erstes Teilstück wurde in weni - ger als einem Jahr die zwanzi g Kilo- meter lange St recke Macheln - Brüssel gebaut und am 5. Mai 1835 mit Pomp und Gepränge eröffnet. Die Lokomotiven der Linie stammten von der Lokomotivenfabrik Stephen- son , und so ist es auch verständlich , daß Vater und Sohn Stephenson an diesem großen Auftritt des Dampf- Ei senbahn im Postkutschenzeitalter rosses teilnahmen . Victor Hugo war einer der einhundertsechzigtausend Reisenden , die innerhalb von zwei Monaten auf den Bänken des Brüsse- ler Zuges Platz nahmen , um sogleich der Faszination dieses neuen Gefährts zu erliegen. Er schrieb: ,,Die Blumen am Wegrand sind keine Blu- men mehr, nur noch rote und weiße Striche; es gibt keinen Punkt mehr, alles wird zum Strich .. . Städte, Glockentürme, Bäume tanzen und ver- mischen sich irr geworden mit dem Horizont. " Der Ausbau des belgischen Streckennetzes ging planmäßig voran , 1838 wurde der Kanal bei Ostende erreicht , 1840 die französische Grenze, 14
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