9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

Am 27. September 1825 war es dann soweit. Hinter der abfahrtberei- ten „Locomotion" warteten sechs mit Kohle beladene Güterwagen, der erste und einzige Personenwagen für die Ehrengäste, einundzwanzig mit Sitzgelegenheiten für 600 nervöse Passagiere ausgestattete Güterwagen und dann abermals sechs Kohle-Wagen auf die Abfahrt des Zuges. Mit nahezu 70 Tonnen Anhängelast wurde Stephensons „Locomotion" auf eine harte Probe gestellt, die sie aber glänzend bestand. Sie mußte zwar auf ihrer Fahrt mehrmals halten , um Dampf zu sammeln, aber der Jube l der 40.000 Zuschauer bei der Ankunft des Zuges in Stockton war über- wältigend. Stephenson hatte mit dieser Fahrt erreicht, was er wollte. Die neue Technik war von nun an in aller Munde. Von diesem Zeitpunkt an rollte die Eisenbahn in eine erfolgversprechende Zukunft. In den Anfangszeiten verkehrten zwischen Stockton und Darlington keineswegs nur Züge mit Dampfkraft. So wechselten einander Züge mit Dampflokomotiven, temperamentvoll geführte Pferdekutschen und sogar Postkutschen ab, die die eingleisige Strec ke gegen Gebühr benutzen durften. Was die neuen Dampflokomotiven betraf, blickte nun die ganze Welt nach England. Kein Wunder , daß dort der Bahnbau auch die größten Fort- schritte machte. Die neue aufsehenerregende und gewinnträchtige Tech- nik zog sofort die Aufmerksamkeit der Finanzkreise auf sich. Die Achse Liverpool - Manchester schien für ein investitionswürdiges Bahnprojekt besonders geeignet. Am 15. Mai 1826 wurde die Bahngesellschaft ge- gründet, die den Bau der Eisenbahn- trasse in die Hände von George Ste- phenson legte. Stephenson arbeite- te zu diesem Zeitpunkt schon mit seinem Sohn Robert zusammen, der se inem Vater an Erfindungsgabe in nichts nachstand . Der Vater baute die Trasse, der Sohn konstruierte die Lokomotiven. Um die geeignetste Lokomotiv- konstruktion zu finden, wurde eine regelrechte Wettfahrt ausgeschrie- ben , die auf einem bereits fertigge- ste l lten Teilstück der neuen Linie stattfand und als „Lokomotivrennen von Rainhill " in die Geschichte der Eisenbahn einging . Dem Sieger winkten 500 Pfund, wobei die Loko- mot iven strenge Bedingungen zu er- füllen hatten. Sie durften bei z v-✓ ei­ achsiger Ausführung nicht schwerer George Stephenson beim Bau der Li nie als 4,5 Tonnen sein , mußten mit Li verpoo l - Manchester einer Ladung, die ihrem dreifachen Eigengewicht entsprach, 30 Meilen mit 16 km/h fahren und sollten als früher Beitrag zum Umweltschutz - ihren Rauch wirksam verzehren. 9

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