9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82
schein zum späteren Besuch ei ner Universität oder anderen akademi- schen Einrichtung darstelle. Hinter diesem Vorwurf , nur totes Wissen zu vermitteln , versteckt sich sehr oft die Frage, ob man sich diesen Schultyp in seiner jetzigen Form auch weiterhin wird leisten können . Diese Vorwürfe wären teilweise sicher berechtigt , wäre ni cht auch der Schultyp der AHS , also unser Gymnasium, mit der Zeit gegangen . Die- ser Schultyp hat sich nicht - wie vielfach behauptet - in einen elfen- beinernen Turm humanistischer Bildung zurückgezogen , sondern hat durch Modernisierung der Lehrpläne, Aktualisierung der Bildungsinhalte, Verbesserung der Lehrmethoden und Berücksichtigung spezieller Forde- rungen unserer Gesellschaft einen festen Platz im österreichischen Schulwesen geschaffen . Zu diesem kontinuierlichen Anpassungsprozeß kommt das Bestre- ben , einen offenen Blick über die Schulmauern hinweg zu bewahren , um so den Realitätsbezug zwischen Schule und Wirtschaft ständig zu garan- tieren . Solche Aktivitäten hat unsere Schule schon seit langem und in nicht unbeträchtlichem Maße entwickelt: Zahlreiche Lehrausgänge, Exkursionen , Vortragsabende und Schullandwochen zeigen , daß Lehrer und Schüler unseres Gymnasiums ständig Kontakt mit der Außenwelt suchen und pflegen . Am 17. November 1981 hatten Professoren unserer Schule Gelegen- heit , Einrichtungen und Arbeitsbedingungen in dem für unsere Stadt wohl bedeutendsten Betrieb, den Steyr-Werken , kennenzulernen . Wir waren überrascht , mit welcher Herzlichkeit wir von den Oberingenieuren Dipl.- Ing. Stuiber und Dipl.-Ing. Mungenast begrüßt wurden. Unter ihrer umsich- tigen Führung durch die „ harten " Abteilungen wurde uns ein eindrucks- voller Blick in die Welt der Industrie gewährt. Besonders interessant und aufschlußreich war für uns aber das Gespräch , das wir im Anschluß dar- an mit den Herren Dip .-lng . Ludwig Stuiber, Dipl.-Ing . Emmerich Munge- nast , dem Personalleiter Dr . Gerhard Fröhlich und dem Betriebs- ratsobmann Hermann Leithenmayr führen konnten . In entspannter Atmosphäre hörten wir von den Problemen des Unter- nehmens , aber auch von den hohen Anforderungen, die der Betrieb an seine Mitarbeiter stellt: von Arbeitsstreß und Konkurrenzkampf , dem jene Mitarbeiter ständig ausgesetzt sind , die es in diesem Betrieb zu etwas bringen wollen . So kam das Gespräch sehr bald auf die Schule und auf die Rolle , die ihr in der heutigen Gesellschaft zukommt. Die Herren in den Steyr-Werken hatten dabei sehr klare Vorstellungen von dem Nachwuchs, den ihr Unternehmen so dringend braucht . Es waren dabei Wünsche und Forderungen zu hören , die gerade uns Professoren einer AHS aufhorchen ließen . So war man sich einig , daß gerade der Schule eine entscheidende Bedeutung hinsichtlich einer pos itiven Einstellung zur Arbeit und Leistungsbereitschaft junger Menschen zukommt. Es wurde in diesem Zusammenhang offen davon gesprochen , daß sich viele Schulabgänger durch eine ausgesprochene Schularbeitenmentalität auszeichnen . Das sind Menschen, die sich nur bis zu einem bevorstehenden Leistungs- beweis anstrengen und nachher sofort wieder in Inaktivität versinken. ,,Mit solchen Leuten können wir nichts anfangen " , hieß es einstimmig . 104
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