9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

Zeichen, anfänglich in Form von Gesten. Später entwickelte sich auch eine Lautsprache, und in der Steinzeit begann das dauerhafte Festhalten von Zeichen auf Felswänden. Das Wort „ Zeichen " bedeutet , daß etwas für etwas anderes steht. Für die Entstehung eines Zeichens müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein: Das Zeichen muß sich auf etwas beziehen (z. B. auf einen Gegenstand, eine Vorstellung oder eine Person) , es muß eine bestimmte Form und bei dem Empfänger der Mitteilung eine Wirkung haben . In der Vielzahl von Zeichen , ohne die wir in der Zeit der Massenkommunikation nicht mehr auskommen , kulminiert eine Entwicl<lung, die die Mensch- heit sgeschichte von Beginn an begleitet. Gemessen an der langen Entwicklungszeit des homo sapiens beginnt das Festhalten von sprachlichen Zeichen relativ spät: Als Vor- stufen der Schrift werden die Petroglyphen, die Felsmalereien vor- geschichtlicher Nomaden , aber auch abstrahierte Kurzzeichen oder Mar- kierungen auf Kerbhölzern angesehen , daneben Bildzeichen (Piktogram- me), die zu Bilderschriften zusammengestellt wurden . Durch Ausgrabun- gen wissen wir, daß bereits vor etwa 50.000 Jahren Knochenstücke mit Einschnitten , Punkten und Kerben versehen wurden , die wahrscheinlich als Gedächtnisstütze dienen sollten. Vom Ende der Eiszeit datieren zeichenhaft stilisierte Tierbilder , die in magisch-mythischer Absicht an die Felswände gemalt wurden. Etwa um 9000 v. Chr. tauchen erstmals runenähnliche menschliche Figuren auf , deren Bedeutung noch nicht vollständig geklärt ist. Sonnenräder haben als Symbol für die Sonne eindeutig kultische Bedeutung . Neben der Symbolfunktion im kultischen Bereich haben Zeichen seit frühgeschicht- licher Zeit auch rein pragmatische Bedeutung: Sie dienten zum Markie- ren , als Erinnerungszeichen oder auch , wie in Griechenland ausge- grabene Keramiken aus dem 11. bis 8. Jahrhundert vor Christus bewei- sen , zur Kennzeichnung von Waren eines bestimmten Töpfers. Sie sind als Vorläufer der heu~igen Schutzmarken anzusehen. Töpfermarken gibt es sowohl auf römischen Tongefäßen , wie auf der glasierten Keramik späterer Zeiten . Auch die Steinmetze pflegten ihre Erzeugnisse durch Marken zu kennzeichnen . Diese Marken werden im Mittelalter immer aus- geprägter und komplizierter . Durch den Zusammenschluß mehrerer Handwerker zu Zünften nahm die Verwendung von Herstellerzeichen zu , die die Gewähr für entsprechende Qualität boten . Sie hatten auch Schutz- funktion vor Fälschung und Vermarktung durch Unbefugte. Da eine Marke durch die Umsetzung , das heißt die vereinfachte Darst~llung einer Aussage entsteht , wurden solche Zeichen in den meisten Fällen heute international. Sie brauchen nicht den Transport über eine bestimmte Sprache, sie prägen sich als Bild ein. Die Wirksamkeit eines Zeichens ergibt sich aus dem Aufmerksamkeitswert , aus der Aufnahme beim Betrachter. Der Designer reduziert die formalen Elemente so lange, bis ein Zeichen entstanden ist , das der Betrachter versteht und das ästheti- schen Ansprüchen genügt. Je einfacher ein Zeichen ist , desto vielseitiger ist es verwendbar . Um die Verständlichkeit und Wirksamkeit von Zeichen zu unter- suchen , hat die Werbepsychologie die sogenannte AIDA-Formel ent- wickelt, die sich zusammensetzt aus den Anfangsbuchstaben der Wörter 100

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