9. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1981/82

Durch die Gemeinschaftswohnanlage der „ Werkgruppe LINZ" im Haselgraben von den Architekten WERTHGARNER, FROHNWIESER, PAMMER und TELESKO führt der Architekt PAMMER selbst. Dieses mit dem „ Oberösterreichischen Landeskulturpreis " ausgezeichnete Wohn- projekt besticht durch eine dem Eigenheim ähnliche Individualität bei größtmöglicher Verdichtung. Durch einen diagonalen Erschließungsgang gelangt man in die Wohnungen des viergeschoß igen Baus, die wahlweise ein- oder zweigeschoßig ausgeführt sind , durch die Verwinkelung der Räume die intime Wohnlichkeit alter Häuser aufweisen und über private Freiräume von der Dachterrasse an über uneingesehene Loggien bis zum privaten Grünanteil in der Erdgeschoßebene verfügen. Den Abschluß der Exkursion bildet ein Besuch in der Gartenstadt PUCHENAU bei Linz. Der Wiener Akademieprofessor Dr. Roland RAINER erwartet uns in seiner neuen Kirche in Puchenau, läßt uns seine künstleri - schen Absichten bei der Verwirklichung eines kontemplativen Sakral- raums miterleben, spricht über die Entwicklung des Kirchenbaus seit dem frühen Christentum, über die Verdichtung optischer Erlebniswerte durch die Verwendung alter Materialien , dokumentiert damit das heute oftmals geforderte „recycling" und demonstriert die Möglichkeit der Erweiterung des Kirchenbaus zum Pfarrzentrum mit Mehrzweckcharak- ter , ohne daß dadurch die Int imität des Besinnungsraums leidet . Anschließend er leben wir unter der temperamentvollen Führung des Meisters den „verdichteten Flachbau " von „ PUCHENAU I und PUCHEN- AU II. Der billige Sichtbeton ist von Pflanzen überwuchert, die verkehrs- freien Wege sind von Kindern bespielt , Wohnräume und private Frei- flächen sind von Nachbarn uneingesehen, und wir erkennen, daß die Anlage den ganzen Charme erst ausspie lt , wenn man sie von innen , also vom Gesichtswinkel des Bewohners aus , betrachtet. Wie unmenschlich erscheinen uns in diesem Zusammenhang die Hochhäuser, die in glei- cher Weise Kontaktarmut und Aggressionen fördern. Das Glück, dies al les in ungezwungenem Gespräch mit den jeweili- gen Planern und Erbauern er leben zu können , begreifen die jungen Leute voll Dankbarkeit. Ein solcher Exkursionstag bleibt ein kaum wiederhol- bares Ereignis. Prof. Heribert Mader KUNSTEXKURSION DER 5. B-KLASSE NACH KÄRNTEN Zu einer unmenschlich frühen Zeit, 6 Uhr am Sonntag, 16. Mai 1982, starteten wir , die 5 B, mit Prof. Prack und Prof . Mader eine dreitägige Kunstexkursion nach Kärnten. Nach dreieinhalbstündiger Fahrt erreich- ten wir die Wehrkirche St. Wolfgang in Grades im Mettnitztal, wo uns Prof. Mader anhand eines schönen Beispiels den Aufbau eines gotischen Flügelaltars erklärte. Weiter ging es nach Friesach, wo wir den ganzen Ort durch unsere auffallende Schönheit verwirrten. Wir besichtigten den berühmten Renaissancebrunnen eines italienischen Meisters mit anti- ken, mythologischen Darstellungen. Am Burgberg St. Peter stärkten wir uns für weitere Unternehmungen und genossen den Blick auf die geschlossene mittelalterliche Stadtanlage. Von dort wanderten wir hin- unter zu der frühgotischen Dominikanerkirche. Das Prachtstück dieser 98

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