8. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1980/81
Realität orientieren, am Alltag. Sind Tagträume auch kindisch? Natürlich. Ich werde nicht mehr träumen am Tag . Ich will erwachsen werden . ,,Ecrivez toutes les phrases , s'il vous plait! Dans nos jours, c 'est vrai- ment impossible de ... " Ist es wirklich unmöglich? Warum gibt es Mächti- ge und Schwache? Ich will meinen Wehrdienst nicht ableisten. Ich werde dem Staat als Zivildiener bei der Lebenshilfe dienen. Vater sagt , das ist feig . Und alle, die sich davor drücken, s ind Drückeberger und Arschlö- cher. Bin ich eines? Keine Antwort. Ich will kein Gewehr in die Hand neh- men. Ich will keine Menschen verletzen oder gar töten. Vater sagt , man muß schießen können und mit Handgranaten umgehen. Ich brauche das nicht , weil ich kein Gewehr in die Hand nehme. ,,Und was tust du, wenn ei- ne l:,orde Soldaten deine Kinder erschießt und über deine Frau herfällt , nacheinander oder gleichzeitig?" ,, Ich werde sie bitten , mich statt dessen zu erschießen . Meine Frau und ich, wir werden uns sehr lieben, und Gott wird meiner Frau helfen " . ,,Und was tut deine Familie ohne dich?",, Gott wird ihr helfen. " Das Gespräch ist zu Ende. Vater ist sehr enttäuscht von mir. Ich habe seine Erwartungen nicht erfül lt , doch er sagt es nicht. Vater sagt nie etwas über seine Gefühle. Und er ist sto lz, daß er schießen kann. Fast jeder Erwachsene kann schießen . Warum gibt es Mächtige und Schwache? Und warum sind die Schwachen so schwach, wo sie doch so viele sind? ,,Das verstehe ich nicht" , sagt Vater. Ich bin zufrieden , das heißt nicht ganz. Aber ich kann jetzt Vater nicht noch mehr enttäuschen , also bin ich zufrieden . ,,Que fais-tu? Tu vis toujours dans la lune. Les adu ltes ne revent jamais." Ja, ich werde es mir merken . MUTTER werdende mutter mutterglück Kurt Hofs tetter die ersten wahrnehmbaren bewegungen bub oder mädchen - die vorfreude ist da da liegt schon das babyhäubchen nervosität - bald ist es soweit liebende mutier geborgenheit die ersten schmutzigen winde ln unser kind - schau, wie es schläft bewundert von den tanten schre ie - es hat hunger erziehende mutter strenge die erste ohrfeige trötzkopf - zornig rot ist sein gesicht geduldig lese ich ihm geschichten aufatmen - bald kommt es in die schu le 75
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