8. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1980/81
Das 19. Jahrhundert war das Zeit- alter des aufblühenden Nationa- lismus. Viele von fremden Mäch- ten beherrschte Völker suchten ihren Weg zur Freiheit und Selbstbestimmung . Die erste Na- tion , die diesen Schritt wagte, war das Volk der Griechen. Unter- stützt durch die Großmächte von damals gelang es, die türkische Oberhoheit abzuwerfen. 1854 - 56 kam es zur Auseinan- dersetzung zwischen den Groß- mächten Rußland und Frankreich über den Besitz der . Meerengen Bosporus und Dardanellen , die als Krimkrieg in die Geschichte einging. Bemerkenswert ist , daß hier erstmals die Fotographie in der Kriegsberichterstattu ng ein- gesetzt wurde. Im Jahr 1864 erschütterte ein neuer Krieg Europa: Dänemark versuchte die Einverleibung Schleswig-Holsteins, mit dem es bereits durch Personalunion ver- bunden war . Österreich und Preu- ßen verhinderten dieses Vorha- ben , und der österreichische Admiral Tegetthoff konnte die dänische Flotte bei Helgoland besiegen. Zwei Jahre später, 1866, wurde Österreich unfreiwillig von neuem in einen Krieg verwickelt: Preußen wollte Vormacht in Deutschland werden und erklärte an den Rivalen Österreich den Krieg . Die entscheidende Schlacht von Königgrätz in Böh- men wurde für die Monarchie eine Niederlage. 42 In den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts weilte der Lieder- komponist Franz Schubert mehr- mals in Steyr. Für den Vizefaktor der Eisengewerkschaft Sylvester von Paumgarten komponierte er sein herrliches Forellenquintett. Zur selben Zeit kam Adalbert Stif- ter als Schulinspektor wiederholt nach Steyr, einer Stadt , die er schon als Student kennengelernt hatte. 1856 vollendete er hier den zwe iten Band des „ Nachsom- mers" . Im selben Jahr gründete Josef Werndl die Waffenfabrik „Josef und Franz Werndl & Co. " Werndl hatte sich im Verlauf seines Stu- diums gute Fachkenntnisse auf dem Gebiet der Waffentechnik angeeignet und erbaute im Wehr- graben ein Industriezentrum, das für die gesamte Monarchie be- deutsam wurde. Auf dem Bild ist neben den Industrieanlagen die von Werndl erbaute Villa Vogel- sang zu erkennen . Beachtung ver- dient auch die noch unverbaute Ennsleite im Hintergrund. Kriege hatten im 19. Jahrhundert noch nicht die Totalität , die wir vom 2. Weltkrieg her kennen . Da- her war es möglich, daß trotz Truppenbewegungen und Kampf- handlungen im Norden der Monarchie das Leben im übrigen Teil nahezu ungestört ablaufen konnte. Ein Bild von Steyr hat echten historischen Wert: Es sind noch die drei Holzbrücken der Stadt zu
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