8. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1980/81
(1555) Luthers Reformation er- schütterte die Grundfesten Euro- pas an der Schwelle zur Neuzeit. Nach langjährigen Kämpfen wur- de die Augsburgische Konfes- sion 1555 reichsrechtlich als gleichberechtigt neben der katho- lischen anerkannt. Die Reichsfür- sten hatten das Recht , die Kon- fession in ihren Ländern zu be- stimmen. - Nach dem Grund- satz: Cu ius reg io, eius religio. (1572) In Frankreich führte der Gegensatz zwischen Kalvinisten und Katholiken zum offenen Bür- gerkrieg, dessen grausamen Höhepunkt die Bartholomäus- nacht bildete: Vom 23. zum 24. August 1572 wurden in Paris und Umgebung zirka 30.000 Hugenot- ten auf Befehl der Königin Katha- rina von Medici ermordet. 38 Hans Lautensack, ein Land- schaftsmaler der berühmten · Donauschule, kam zu dieser Zeit nach Steyr und schuf diesen Kup- ferstich , der erst vor wenigen Jah- ren entdeckt worden ist. Er zeigt bereits alle wesentlichen Teile der Altstadt , die damals natürlich mit einer Mauer umgeben war. Am 8. Juli 1572 wurde Steyr von der fürchterlichsten Über- schwemmung und dem höchsten Wasserstand heimgesucht , den Enns und Steyr je erreichten . Ein Steyrer Chronist berichtet: ,, Es hatte nur wenige Tage geregnet und doch schwoll das Wasser schon am 1. Tage ungemein an. Viele tausend Stück Holz, große Eichen samt der Wurzel wälzten sich auf den Fluten her; die Brük- ken , Häuser und schließlich auch die Mauern der Stadt wurden von den Wassermassen weggerissen, schließlich stürzten auch die zwei oberen Stadttore und der hintere Teil des Rathauses samt den Fleischbänken ein . Der Grund der anderen Häuser wurde entblößt und unterwühlt, sie drohten mit dem Einsturz und manche san- ken wirklich. Mit Schiffen fuhr man in der Enge und bis zur Hälf- te des Platzes hinauf. Leute und Güter wurden aus den Fenstern gerettet , überall erscholl das Ge- schrei der Not , Angst und des Jammers. Doch der größte Schrecken und Lärm entstand , als die Nachricht sich verbreitete, daß das Dominikanerkloster ein- gestürzt sei , und in der Tat war es so. Nur kurz zuvor hatten sich die 60 darin wohnenden Schüler in ein anderes Haus geflüchtet. Wohl war diese Rettung ein Trost , aber der Schaden war ungeheuer,
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