8. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1980/81

BERICHTE UND ANEKDOTEN AUS DER KRI EGSZEIT 1938 - 1944 Bombardierung der Oberschule 1944 Im Jahr 1944 wurde die Oberschule am Michaelerplatz (heutiges Bundesrealgymnasium) bombardiert. Die Schüler „ lebten" damals mit dem Fliegeralarm: Wenn einmal der Alarm ausblieb, wurden die Schüler sehr unruhig - und das aus gutem Grund - sie waren kaum auf die Unterrichtseinheiten nach 10.30 Uhr vorbere itet. Bei Fliegeralarm wurden die Schüler von den Professoren in Luft- schutzstollen unter den Taborhang geführt. Dieser hatte für die Schüler aber einen allzu großen Nachteil: Man durfte - wegen des Luftmangels - kaum sprechen und schon gar nicht spielen. So kamen dann einige Schüler auf die gloriose Idee, bei der Evakuierung auszureißen und den nächstgelegenen Stollen - unter dem Schloß Lamberg (Eingang vor der Trafik) - zu bevorzugen. Dort war man dann unbeaufsichtigt und konnte sich nach Herzenslust austoben und - atmen, so viel man wolllte . So war es auch an diesem Tag . Erstaunlich spät - etwa in der sechsten Einheit - kam erst der Fliegeralarm. Die Schüler wurden in den Hof geführt und in den Schulkeller getrieben, und man wartete ... Plötzlich zersplitterte ein ohrenbetäubender Knall alle Freude über die verlorene Religionsstunde . .. Fazit: Der Hintertrakt mit seiner wertvollen naturgeschichtlichen Sammlung wurde zur Gänze zerstört. Im Seitentrakt durchschlug ein Blindgänger das Dach bis in den ersten Stock. (Es staubte sogar noch im Keller durch die geschlossenen Fenster und Türen!). Alle glaubten, sie seien verschüttet, was sich jedoch als Irrtum erwies. Der Direktor gab schließlich bekannt, daß bis auf weiteres kein Unterricht gehalten werde. Diese Meldung löste bei den Schülern natür- lich sofort helle Begeisterung aus, doch bald traten gemischte Gefühle auf , denn niemand wußte, ob er noch Angehörige oder ein Dach über dem Kopf hatte ... ..----.Das Schuljahr 1944145 \6.:J lj,.,, ~ l\40 Im SchuljaJ 1944145fwaren nur etwa zwei Monate Schule, denn die Klassenräume waren in Flüchtlingslager umfunktioniert worden. So bekamen die Schüler in den wichtigsten Gegenständen Unmen- gen von Hausaufgaben; es wurde dann ein Termin vereinbart, an dem alle Schüler ihre Aufgaben vorzeigen mußten. Daraufhin bekamen sie wieder ,,einige Arbeit " auf ... Aber diese Methode erwies sich nicht als geeigneter Schulersatz, und so mußten alle Schüler in Oberösterreich, für die kein Unterricht gehalten werden konnte, ihre Klasse wiederholen .. . 34

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