8. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1980/81
SCHLOSS LAMBERG In früher Zeit war das heutige Steyr ein kleines armes Dorf. Inmitten dieser Siedlung erhob sich au f einem steilen , bewaldeten , schroffen Fel - sen am Zusammenfluß von Enns und Steyr eine herrschende Burg . Di e Leute, die rings um diese Burg hausten , waren sehr arm. Sie arbeiteten und schufteten von früh morgens bis spät am Abend , um das Nötigste zum Leben zu erwerben . Die Ritter hingegen , die auf der Burg wohnten , waren steinreich . Ihr Reichtum beruhte aber nicht auf ehrlicher Arbe it , sondern auf Raub und Plünderung . Zu der Zeit verkehrten noch viele Schiffe, Boote und Kähne auf den beiden Flüssen, die die verschieden- sten Waren transportierten . Einer dieser grausamen Raubritter hielt immer auf dem Turm, von dem man gut zu den Flüssen hinunterblicken konnte, Wache , und sobald er ein solches Schiff erspähte, rief er seine Gesellen herbei. Diese griffen dann sofort nach ihren Waffen und stürmten auf das Schiff. Ein paar an- dere Ritter spannten schwere Eisenketten über den Fluß, so daß die Händler mit ihren Booten ni cht mehr flüchten konnten . Dann fesselten sie den Steuermann und warfen ihn in den Kerker. Nun ging die Arbeit an das Schiff. Die gemeinen Ritter stöberten alles auf und durchsuchten jeden Winke l. Nachdem sie alle Waren und Schätze geraubt hatten, ver- langten sie von den geplünderten Fuhrleuten auch noch Lösegeld . Wenn sie diese Summe bezahlen konnten , hatten sie noch Glück gehabt , konn- ten sie aber diesen Geldbetrag nicht aufbringen, wurden sie zuerst gemartert und dann gehängt , geköpft oder gesteinigt. Händler, die sehr viele Waren mitführten, aber ebenfalls kein Lösegeld zahlen konnten , wurden gar kurzerhand erstochen. Wenn sie schlechter Laune waren , raubten sie nicht nur alle Waren , sondern zertrümmerten oder versenkten den Fuhrleuten auch die Schiffe oder die Kähne . Mancher Schiffer ging darüber vor lauter Verzweiflung in den Tod. Das sprach sich bei den Bett - lern und Armen natürlich schnell herum. Wenn die Menschen rings um die Burg mehr Geld gehabt hätten , wären sie schnell aus dem heutigen Steyr ausgezogen, denn diese gemeinen Räuber waren von allen gefürch- tet. Ein paar sagten sogar, daß diese Raubr itter mit dem Teufel zusam- menarbeiten, und jeden Menschen, den sie töten , holt sich der Teufel zu sich in die Hölle. Darum wurde die Burg ja Teufelsburg genannt. So ging es etliche Jahre hindurch zu , und die Raubritter wurden immer grausa- mer. Die Armen konnten nur hoffen, daß sie von dieser Plage bald wieder einmal erlöst würden . Doch eines Tages geschah ein merkwürdiges Ere ignis. Ein Fürst hat- te von der Teufelsburg und dem Elend um die Burg herum erfahren und hatte sich einen Plan ausgedacht. Auch er kam wie alle Händler mit vie- len Waren in einem Kahn angefahren . Wie üblich kamen die beutehungri - gen Raubritter von allen Seiten angerannt. Zwei von ihnen wollten den Fuhrmann, der in Wirklichkeit der Fürst war, schon fesseln und in das Verlies führen , doch der Plan der Diebe klappte nicht. Die Raubritter konn- ten gar nicht so schnell schauen , da warf sie der Fürst mit einem Ruck auf den Steinweg. Eines war seltsam an dem Fürsten. Er führte ein winzi - ges schwarzes Messer bei sich. In diesem Augenblick war es besonders wichtig , denn das Messer gab dem reichen Fürsten die Kraft von elf Ele- fanten. Als nun dieser wohlhabende Mann die beiden getötet hatte, war- 28
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