6. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1978/79

GEDANKEN ZUR DEMOKRATIE (Schüleraufsatz) „Libe rte, ega lite , fraternite! " Die Gassen von Paris waren er füllt von di esen Worten und dem aiu fbrall'send en Wutgehäu l de r bi s dahin gekn ech- teten, gedemütigten Ma1sse des fran zös ischen Volkes. Di e vom Volk empor- gehoben e Freiheit bahnte sich den Weg durch rdie Gassen vo11 Paris und fo rde rte auch Einlaß in di e Gemäch er des Köni~s. Bald ha tte d,ie R,evolution - eine r Feiue~sbrnnst gleich - ga nz Frankreich erfaßt un:d di e Privil egien der Adel,ige n und ,des Cl e rus in ei nem Schutt von Asche unter sich begraben. Die Bauern , Ha nd werker und Bürge r Franhe ichs ha tten ers tmals di e Tyr ai11Jni s abgewä lzt und somit ei n neues Kapitel in de r Geschich ts,sch reibung a uf geschlagen , da.s den We,g für die D emokratie des 20 . Ja hrhund e rts bahnen soll te; ein Kapite l, das der Mernsch auf der Straße mit seil1em Bk1t schri eb; e in Kiapitel de r Fr1e ih e it und Gl e ichh eit a ll er Menschen, das bald den ga nzen Er 1d'kre is llllit sei nen Id een erfassen so ll te . h1 zwischen fa nd ein große r Wechsel der Verhä ltni sse st-at t ; Tyra nnei der Adeligen , Knechbschaft des Volkes, diese Schlagworte frühe re r Jahrhun - de r te s ind für ·den Menschen des 20. Jahrhund erts in Vergessenheit geraten, s ie finden kei ne Anwendung meh r. Heute ist es e in e Selbst ve rstä ndlichke it , frei und un abhän gig zu sei n, sei n Leben gesta lten zu könn en I Eine Selbs t - ve rstän dlichk e it, di e jed.od1 a n. de r nörd lich en Gren21e Ö ster re ichs endet . E,in un,übe rwin'd1b:1re'S Gebild e a us Eise n und Stacheldraht krümmt sich ,dort .durch Europa, trennt Mütter von ihren Kindern und läßt di e Freiheit in ihrem Stacheld rahtgewin verenden . Und doch sch ei nt das politisch e Verhalten d es IQle inen Ma1J1n es in O st und West gle ich zu se.in , nämlich Passivität! Es bes teht j edoch e in grundl egend,e r Unte rsch ied, denn di e Leute im Osten dürfen sich nicht an. der Politik b e teiligen , und d•ie Leute im westlid,en Europa , nun j a, die woUen sich 1 11i cht ·be teiligen. Klin g t da s nicht wie ei'n Satz au.s e·in·em ,abs:urd en Th eate rstück? Es ist absurd ; tmd •diie We lt i<st di e Bühne des Thea ters. Auch He rr Ö ste rre icher sp ie lt eine Roll e in dies em Th ea te rstück . He rr Ö st e rre ich er, mi t e in em Wohlstandsbäuch]ein, ein em Schuß Patriotismus (Ös ~e rreich hat ja immerhin bei de r WM 7 S in Argentinien Deutsd, la nd mi t 3 :2 Toren geschlagen) urnd einem Han g z u Wein, Weib tmd Gesan g. Sein politisch es W·issen bezi eht He rr Öste rre ich er - Aus nahmen bes tä ti.gen di e Regel - a us 1 der „Neuen , uniabhän,gige n Kronenzeitun-g", di e sich aufopfern1d bemüht, dem Bürge r di e Möglid,keiten aktiv zu sein, abztmehmen . Der Öste rre ich e r nimmt die s mit Dank zur Kenntnis ; ohnedi es zu vol l ist se·in Kopf mit Problemen oder Ann eh mlid, ke iten des a1ltäglid1en Lebens. Politik, 71

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