4. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1976/77

Artmainn versteht sich al-s freier Schriftstelle,r, kosmopolitisch gesehen. Er selbst sagt: ,, Meine Heimat ist Österreich, me'in V:ate11land Europa, mein Wohno,rt (seinerzeit) Malmö" . Diese Wohnorte sind aber auch: Wien, Bedin, Irland, Graz, Salzbmg, München, Zürich - viele gleichzeitig, ma11 weiß das nicht so genau. Er ist wohl einer der letzten Troubadours urnserer Zeit, ge- hö-rt also einer ,aussterbenden Ra·sse an, ein bu11tschrillernd,er VogeL dem es geli ngt, in ra,scher Aufei1rn.n1derfolge mittels kleiner, aber präziser Blicke und Gesten sich vom Gentleman mit Monokel in blauboad, kindafazara, Science- fiction-Bösewicht , H. C. persönlich zu verwandeln. So pflegt er auch nicht, sid1 als A'l.ltor hinter seinen Stücken schamhaft zu verstecken, In einem seiner KurzJdramen kehrt cLer Refrain wieder: ,, Der Artmann ist ein fesdia Faun, ein Liebling der Fraun". Ebenso selbstironisch an anderer Stelle: ,, Ich bin H. C. Artmann ", sagte er d,ann, ,, H. C. Artmann, den man auch John Adderley Bancroft alias Lot1d Lister alias David Blennerhas,set aMas Mortimer Grizzley- wold de Ve·re & Co. nennt ". Man körn1te sagen, das gibt es mindestens schon ,se it der Romantismen Iro11ie, doch so unbekümmert urnd charmant tat '·s nod1 keiruer. - Nach kre'Uz und queren Kosuproben durch Wienerisd1es , sehr Lyr,isches (ver fr emdet, damit es nid1t zu sentimental wiPd), konkret-Poetisches warteten doch alle auf „Med ana schw·oaz21n ,dintn", auf den grotesken l<;eller- Humor, der so ,schön gruselig ins Gemüt geht. Und er heß nidit lange bitten, obwohl er s,agt, nach diesem Bestseller sei ,er ausgewandert (,,ins österreichische Ausland ") tLrnd „Eigentlrich i-st die schwoazze dintn vom Weigl, ich hab nur meinen Namen drunterg,setzt " . Den ehrlichen Applaus , das Aud1-zwiscben-den-Zeilen-Mitgehen-und- Ver.stehen zu erwähnen, erscheint überflüssig; wie gesagt, man kon.n,te ga,r nicht ande11s, selbst wern1 man vo·rl1atte, l'eserviert zu bleiben. 58

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