4. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1976/77
standener Repräsentation. Nehmen diese Bauwerke in einer alten Stadt stadt- bild-prägend überhand , so hat diese Stadt das spezifische Lokalkolorit ver- loren. Si e hat also alles verloren , was sie einst so besonders ausgezeichnet hat. Daß so etwas nicht pa ssiert, soll mehr als im Interesse des Fremden- verkehrs, im Interesse der Einwohner dieser Stadt liegen. Sie so ll ja vor a ll em die Heimat ihr er Bewohn er se in . Eine weitere Gefahr ist di e nächtli che Verödung des Altstadtbereid1es. Di e Wohnungen werden mehr und mehr an die Peripherie der Stadt gel egt, immer mehr bleiben Wohnungen im inneren Bereich leer stehen. Nur mehr Dienstleistungsbetriebe sind im Inn eren der Stadt angesiedelt, nach Dienst- sch luß verödet diese Gegend fast total. Es müßte also darauf Bedacht genom- men werden, daß man nicht kostbares Grünland in der Peripherie verbaut, sondern mit den selben finanziellen Mitteln die Altstadtwohnungen revitali- s iert, also mit neu em leben versieht. Weiters gibt es auch schleid,ende Veränderungen, Veränderungen kleiner Details, ,di e an sid1 nicht beso nd ers schwerwiegend ersch e in en, hingegen im Summationseffekt ganze Straßenzüge, ganze Gebiete verände rn. Darunter verstehe ich den Ausbrud1 vo n Fe nstern, das Ersetzen von mehrteiligen Schei- ben durch einteilige Fenster, di e Verwendung von Plastikmaterial an alten Hau sfassaden , die Veränderun g de r Fensterverb lechun gen oder der Dachrinnen, die Anbri ngung neuer Firmenschi lder und Leuchtreklamen usw. Es si nd a ll es kleine Detailfragen , doch sie können ei n Haus oder den ganzen Straßenzug ga nz und gar verändern. Hier müssen wir uns über eines k lar sein: Häuser s ind keine b eliebig auf der ganzen Welt austauschbaren Größen. Sie gehören in ihrer spezifischen Ersd,einung zum unverwechselbaren Bild ei ne r Sta,dt. Nun muß ich mich einem städt ischen Gebi et zuwenden, da s heuer an- läß lich unserer Feier zum Nati011alfei ertag die größte Aufmerksamkeit ver- di ent und wofür wir auch die größ ten Aktivitäten verwendet haben. Es ist di es de r sogenann te Wehrgraben. Es ist e in Gebiet, das man charakterisieren könnte als das Gebiet entlang des Steyr-Flusses vom Eintritt des Flu sses in den Stadtbereich bi s zur Mün- dun g in die Enns. Wenn im e twas zurückschraube und die Entwicklun-g dieses Gebietes erkläre, dann muß ich sagen, daß es sid, um eine interessante Wasser-Situation handelt, die künstlich erzeugt wurde, die aber zurückreid,t in das 14. Jahrhundert. Um diese Zeit schon hat man das Wasser der Steyr aufgefäd, ert in ve rsd,iedene Gerinne, um an diesen Armen di e Handwerks- betriebe anzusiedeln, die dann mit der Wasserkraft der Steyr arbe iten konnten. Eine großartige Blüte wird am Ende des 15. und Beginn d es 16. J ahrhunderts erreid1t. Die Entwicklung schreitet dann fort bis ins 19. Jahrhun,dert und ge- winn t unter Joseph Wemdl einen ga nz einmaligen Höhepunkt, aber a uch e inen Absd,luß. Durch die Verlegung de r Nachfolgebetriebe der Werndlschen Werke, der Steyr-Daimler-Puch AG, auf die Ennsterrasse verliert dieses Ge- biet se in e Bedeutung und verfä ll t in Hinkunft mehr und mehr, so daß es sid, heute, am Abschl uß dieser Entwicklun g, als ein sehr desolates Gebiet dar- biet et und in der Meinung der Bevölkerung eigentlich k,e ine besondere Wert- sd,ä tzung genießt . Wir müssen allerdings, wenn wir ein Stadtgebiet unt erst!chen, immer zwe i Betrachtungen anstellen. Erstens: Wie stellt sich ein Stadtgebiet uns 10
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