3. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1975/76

Proben aus Schüleraufsätzen GESELLSCHAFT Da sitzt man nun ,auf so einem Ball, mitten unter Leuten, die man nur vom Sehen kennt. ,,Komm, setzen wir 1111s an diesen Tisch!'' hat mein Partner gesagt. Ja, da sind auch ,seine Freunde. ,,Hier ist di e netteste Gese llschaft, lauter lustige Leute!", hat er hinzu gef ügt , sd1011 halb zu seinen Schulkameraden gesprod1en. Ja, nette Gesel'lschaft ! Mein Piartner wendet sich seinen Fret1nden und seinem Emder zu, unid id1 verstehe nicht, was ,sie reden , weil d.ie Musik so laut ist. Id1 möchte so gerne tanzen; da - jetzt spielen sie ,einen zünftigen Rock'n Roll - aber mein lieb er Peter sd1eint gar kein,e Lust zu haben. „Mein Gott, Peter!" - ,, Was gibt 's? " Blitzschnell dreht er sich um. ,,W,as hast ,g'S<agt?" - ,, Ich? Ach nid1ts ." Tanzen möchte id1, tanzen. Verstehst ,du ,denn nid1t, du Scha:fskopf? Nun, id1 habe wenigstens Zeit, die Ges ellsdrnft zu betrachten. Da sitzen sie, die Leute, v i e I e sitzen nod1 , alle piekfein angezogen, manche Herren fühlen sich sichtlich unwohl mit ihren steHen Kragen und den riesigen Flie- gen. Neben mir sitzt ein Pärchen, zärtlid1 Händdien halternd. Der hat wenig- stens was übrig für seine Freundi111! Auf •der Tanzfläche tut sich auch schon eine ganze Menge. Aber es sind mei st Elt ern, die man sieht. Ab und zu ta11d1t ein junges Paar auf, um gleich wieder irm Knäuel zu verschwinden . „,Darf ich did1 zum T,anzen auffordern?" fragt da ei ne Stimme hinter nLir. - ,,Oh ja, ge rne!" Na, hübsch ist er ja nicht, aber er tanzt nicht schled1t, urnd - o Wunder! - er ist sogiar gesprächig. Nad1 einem Tanz weiß idi scho11 fast soviel über ihn wie über meinen lieben Peter. Dieser .aber g.ibt sich plötzlid1 audi einen Ruck. Ich sitze noch nicht wieder auf meinem Platz, ,da foidert er mich schon auf. Wi r tanzen uner- müdlid1, lassen kaum einen Tanz ,aus. Der Knäuel auf ,dem Parke tt wird immer dichter. Di e „li ebe f e i 11 e Gesellschaft " steigt sid1 gegenseitig auf di e Zehen, einer haut mir seinen Absatz aufs Schienbein ; id1 muß ständig um mein Kleid forditen. Plötzlich verstummt ·die Musik, Herr Bürger tritt ans Mikrofon und verkündet, daß das Ehepaar 0ppelt von der Staatsmeisterschaft ei n paar Tänze vorführen wird. Sie tanzen aud1 wirklich fabeLha.ft - das ist der interessanteste Teil vom ganzen Ball. Jetzt vergeht di e Zeit sehr sdrnell. Nach eirner neuerlichen Tm1zseri,e wird das Ende vetkün.det. Man wünscht sich noch eine angenehme Nracht und guten Sd1laf und geht auseinander. „Es war wunderbar, fi111dest du nid1t auch? ", höre ich ein Mädchen seine Freundin fra gen. ,, J,a , wunderbar", antwortet di ese, aber es klingt nid1t so recht fröhlich. „Es war doch schön?" hiagen mich meine Eltern. Ja , schön, schön, schön ... schöööön ... klingt es mir noch beim Erinsd1lalfen in den Ohren. Ulrike Oberreiter, 6 B 40

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