3. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1975/76

Kinderdorfmüttern leben, besteht. Ein Wald, ein Schwimmbaid und viele Spielplätze gehören dazu. Gleich zu Beginn fällt wohl jedem von uns auf , wie lie.bevoll .die Leiter und Lehrer von „ ihren " Kin,dern sprechen. Wir müssen ·feststellen, daß uns nid1ts Erschütterndes, sondern Erfreulid1es erwartet. In z;wei Klassen - einer für sprachgestört:e, einer für körperlich-geistig behin'derte Kinder - ·dürfen wir den Unterridit besud,en. In St. Isidor leben behinderte Kinder, die ,die Sonderschule besud1.en kö1rnen . Viele von ihnen werden später im Beruf stehen und sich im Leben bewähren müssen - wie einer von uns. Dod, bi s es dahin kommt, sind Mühe, Arbeit und sehr V'iel Gedu1d nötig. Beeindruckt s-ind wir .alle von den bei.den Lehrerinnen, die wir kennen- lernen . Als Leihrer und Heiilpädagogen zugleich, müssen sie ganz auf ihre Sdiüler eingehen. Behill'derte Kinder sind sensibler, mit Komplexen be-ladener, als gesunde. S.ie müssen rid,ti g behandelt werden . - Liebe spielt hrier erine große Roll~. Ganz offen spricht man mit uns vor den Ki ndern über ihre Gebrechen, über die Fortsd,rit te, die sie madien. Uns wird klar, wie notwendig das ist. Die Kinder lernen so, mit ihrer Behi1l'derung zu leben, sie wichtig zu nehmen und sid, über jede Besserung, über jed.en kleirnen Erfolg zu freuen. Auch mit einer Kinderdorfmutter dürfen wir sprechen. Wir merken, daß es kein Beruf i,st, den sie au-sübt. Kinderdorfmutter ist eine Berufung, zu der viel Idealismus, viel bebe gehören. Man si eht auch , daß die Kind er s idi bei ihr wohlfühlen, daß sie hier ein Zuhause haben, in ·dem sie angenommen werden. Wir sehen lad,ende Gesichter , Ki111der , die ballspielen - humpelnd. oder im Rollstuhl, Kinder, d-ie sich gegens eitig helfen. Wir erl eben eine Gemeinsd1aft, in ,der jeder ein vollwertiger Mensdi ist und so behan,delt wird. Es liegt an uns , ob wir Behinderte vollwertige Menschen sein lassen, wenn sie in unserer Mitte leben. Im Martinstift foben Ki11der, die ofr ,dfeifach behindert sind. Es sind Mensd1en , die immer pflegebedürftig -se-in werden und von •denen nur ganz wenige eine Sondersd1Ule besudien können. Die meisten von rhnen werden immer in Heimen leben. Dod, siI1d. es glückliche Kinder, ,di e genauso Fr,eude ke11.11en, wie wir. Es sind Kinder, die zutraulich, voll Vertrauen auf uns Besucher zukommen, um uns zu begutad1ten, Kin:der, die ke i·ne Angst haben. Wir lernen eine Station kennen, •den bunten Tagesraum mit den Zeid1- nungen der Kinder . Es wird Abend, und im Garten hüpfen Kinder im Sd,laf,anzug herum . .. Was wird aus ihnen, wenn sie älter werden? En.e Antwort finden wir im Andachtsraum d.es Hauses. Der Teppid1, die Altardecke, der Wandbehang mit dem Kreuz - ,all ,das wupde von sdiwerstbehinderten Menschen gewebt. Würde man die mühevolle Arbeit, 37

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2