2. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1974/75

Struktur des deutschen Satzes Eine grundlegende oper.ationale Methode 1st dtle Vers chi e b e p r ob e (Permutationstest). Sie macht den Bau des deutschen Satzes deutlich . Der Satz ist eine klangliche und inl1,aJtliche Einheit. Er ist als Spa111im1gs- bogen darzustellen. Innerhalb dieses Spannungsbogens können die Glieder der spr.achlichen Zeichenkette foei verschoben werden: In einer alten St,adt I plätsd, ern I unermüdlich I die Brunnen. Die Brunnen I plätschern I unennü,d:lich I in einer alten Stadt. Unermüdlich I plätschem I in einer alten Sta'dt 1 ,die Brull!nen. Die Brunnen I plätschern I in ei ner alten Staidt I unermüdlich. Die einzelnen Verschriebeeinheiten biLden die Sa t z _g 1 i e der. Sie haben keine fixe Stelle im Satz, mit Ausnahme d•er Persona 1 form ,des Verbs : Die Personalform ,steht (im deutschen Aussagesatz) immer an 2. Stelle. Sie bi1det mit dem Verb zu s a t z, wie er häufig im deutschen Sl'.l tz vorkommt, die V e r b a 1 e K l a m 111 e r : Dann \ schlug [ er die Türe [zu[. 1 1 Eine weitere Erkenntnis schließt s,ich an: Frei verschiebbar sind nur diie „Mitspieler " ,des Verbs, die Satzgliiooer. Da s At tr i brut bleibt b ei der Verschriebeprobe mit dem Subsuantiv verbunden, 2m dem es gehört . Da,s Attribut ist kein e,igentliches S,atZiglied. Es ist eine nähe,re Bestimmung eines Substantivs und alis solche nm G 1 i e d t e i •l : In einer [ alten Staidt [ Diese einfache Verschiebeprobe zeigt aber nod1 etwas - und das dst nun stilistisch verwertbar. Der deutsd1e Satz hat zwei bevornugte SteHen, dtle dem ,do·rt stehenden Wort einen besonderen Nachdruck ve·rleihen. Es i,st dies di·e enste und die letzte Stelle im SI'.! tz. Sie ka.nn1 als N a c h d r u c k s t e 11 e genützt werden: Er hat mir e:ine Ohrfeige gegeben (Normalfall) E in e Ohr f e i g e hat er mir gegeben (Eindruckstelle) Und gegeben hat er mir - ein e O h r f e i g e ! (A,u1sdruckstelle) Erich Drach nennt diese Stellen im Vorfe1d bzw. Nachfeld des Satzes „Ein- druckstelle" oder „Ausdrucki5ltelle " (Fe 1der d. e .s Satzes) . Tatsächlich nützt die deutsche Sprache dies·e bevorzugten Felder dies Satzes sehr häufig, vor allem in der persönl,ich enig,agierten bzw. partnerbezogenen, appellativen Sprache (Musterbeispiele: Predigt; politische Rede). Dais erkennt auch der Schüler sehr bald, u111d er wird aufhören, Sätze nur nach dem ,, Durchschnittsmaß " zu hauen in der Abfolge von Subjekt - Prädikat - a•llicLere Ergänzurngen. In ,der Bauform unterscheiden sid, die F r a g e - u n ,d Ru f s ä t z e vom Aussa·ges,atz: Bei Enbscheidungsfragen und Befehlsätzen steht ehe Personal- 6

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