2. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1974/75

Im folgenden Beispiel lassen sich die beiden Attribute auf Basissätze zurück- führen: Der freundlid1e Junge bewundert ,das nette MäddJen. Basissätze: Der JL11Tge bewundert das Mädd1en. Der Junge ist freundlid1. Das Mädchen ist nett. Diese an sich ganz normale Erweiterung eines Satzes -durdJ Attribute ka1m nun zur n o 111 in a I e n Verdi c h tu n g werden, ,die dadurch entsteht, daß sid1 eine ganze Reihe von Teilaussagen an ei.n Sulbstantiv kettet: Es ent- steht der n o m i n a 1 e B 1 o c k. Dieser Zug zur nominalen Blockbindunrg i,st zur Besonderheit der deutschen Gegenwartssprache geworden. Er ist in der Sprad1e der Nachrichtenvenrnittlung in der Verkehrssprache, aber audJ in ,,guter" deutscher Prosa zu finden: Die Ern10rdung des gemäßigten amerikanischen Negerführers und Fnie- densnobelpreisträgers Dr. Martin Luther King in der NadJt auif Freitag in Memphis (Tennessee) durdi einen noch nid1t gefaßten weißen Rassen- fanatiker löste in aller Welt Bestürzung und in mindesten:s 20 anrnrika- nisdJen Städten schwere Rassenunruhen aus . (Salzburger Nachrichten, 6. 4. 1968) Der nominale Block vor der Personalform „löstet (2 . S.atzstelle!) umf.aßt 27 Wörter. Sie bilden die Attribuierung des Subsvantivs „die Ermordung". Weitere Beispiele: Das oftmalige Fernibleiben vom Unterricht ohne Angabe von triftigen Gründen .. . Das pädagogisd1e Institut des Bundes für Oberösterreich „Di etses HeorausgefaHensein aus den Or 1 dnungen un'd Geme<imchafren u111d das Sridmichtanpassenwollen oder -können m1 eine vereinifadite Daseinsform" (Hermann Hesse). Der Normalstil der Ge,gen,wartssprad1-e ist sicher keine Idealform und er läuft oft Gefahr, zu einer „SubstantivseudJce " zu entarten. Er ist jeidodi eine Möglid1keit de-s spradJlichen Au1sdrucks neben dem Verbalstil, von dem die tr,aditiondle Sprache der deutschen DidJtung geprägt war. Der Nominalstil und die Neigung zu h 1 apper, eindringlridier Ausdrucksweise scheinen zu einer ed1ten Konkurrenz des a:usführlidJen Verbalstils zu werden. Umformübungen (Transformationen) Als Zu 1 sam111enfassung dieses K,apitels über den Aufbau eines Textes soll eine grammatisdJ-stilistisdJe Übung stehen, die sich in einer 3. Klasse e:rgeben hat. Sie zeigt die versd1iedenen MöglidJk,citen deir sprachlichen Gestaltung eines Satzes - un.d. sie gfot dem Schüler, der ddese Transfor:mationsübung (eine 3. operationale Me<rhode) rnadJt, Gelegenheit, seine eigene Art des Ausdrucks zu wählen . Ausgangspunkt war ein S 1 atz im Sprod1budi, an dem eine nadJgetragene Apposition erklärt werden sollte. Die Umformübung in Fonn einer Trans- 14

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