2. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1974/75

Dieses Gedid1t von Matthias Claud.ius verwendet zwei Möglichkeiten der Satzverbindung: 1. Zwei Hauptsätze stehen lose nebeneinander, sie sind aber durch einen Beistrim verb unden. 2. Hier sdlließt das Bindewort „und " ais Fügeiwort zwei Sätze zusammen . Wir sprechen von einer Satz reihe. Je nach dem Gedankenverhältnis , da.s zw,ischen den Sätze n besteht, ergeben s,ich die verschiedenen Arten der Satzreihe bzw. ihrer Bindewörter. Die moderne Prosa bevorzugt - neben den üblichen Formen der Parata xe - noch ei ne weitere Satzverbin 1 du111g, die wir als „a s y n de t i s c h e Re i h e" bezeichnen körnnen: Eine Reihe von Sätzen steht „unverbunden" neben- einander. Die Sätze sind durd1 Punkte getrennt, bilden aber in ihrer Gesamt- heit eine Einheit. Es ist der typische Stil vieler Kurzgeschichten: Er tappte durd1 die dunkle Vorstadt. Die Häuser standen abgebrodlen gegen den Himmel. Der Mond fehlte . . . Sterne waren nicht da . (W. Bord1ert, Die ,drei dunklen Könige) In der Kurzgeschichte „kn diesem Dienstag" wird diiese asyndetisd1e, Reih e insofern versd1ä1,ft, als die Sätze zu Minimaläiuß erungen zusammenschrump- fen. Nad1getragene Erklärungen lfoen sich vom Satz und reihen sim asyn- detisch an. Der Stil wird knapp, packernd und eindrucksvoll. Es sin!d - dem Inhalt gemäß - Sätze am Rande des Verstummens: An diesem Dienstag saß Ulla abends und n,alte in ihr Schreibheft mit großen Buchstaben: Im Kr ieg sind alle Väter Soldat. Zehnmal schrieb !lie ,das . Mit großen Buchstaben. Unid Krieg mit G. Wie Grube . (W. Borchert, An diesem Dienstag: Schluß) Hypota xe: Auch im Bereich der Hypotaxe (des Satzgefüges) kann die Funktio nsgra'ln- matik über die üblid, e Einteilung der Nebensätze nam Satzgliiedwert und Ein- leitewort hinausgehen: Nebensätze sin.d insofern G 1 i e d s ä t z e, als sid1 die verschiedenen Satzgli eder ei nes Satzes Z1I selbständigen Sä tzen (Aussagen, Prädikationen) ,, entfalten" (Subj ektsatz, Obj ek tsatz, Umstandssätze als An- ga besä tze, Gleidlsetzungsgli edsatz ; Attributsatz). Die einzelnen Satzglieder werden „ausgebaut"', satzmäßig dargestellt, und stehen nun „eingebettet " im „Rahmen- oder Trägersatz ". Daira us ergeben sid1 aud1 di e Bezeidmungen ,, Gliedsatz", ,, Entfaltungssatz" (Briinkmann), ,, Aushausatz" (Glinz), ,, Ein- bettungssatz" (Duden). Di ese Termini sind rricht dazu da, daß man sie auswendig lernt. S-ie ergeben sim aus dem Ver,stänidnis für Funktion und Leistung der einzelnen Tei le des Satz:g;a nzen. Die Ersatz probe (Substitutionstest, Kommutation als operationale Me- thod e) macht den Zusammenhang von S,atzglied und Gliedsatz deutlich. (Sie wäre auch anzuwenden zur Erklärung der „satzwertigen" Wortgmppen wie Nennform- und Mittelwortgruppen): 12 Er erklärte mir, daß er in großer Verlegenheit sei seine Verlegenheit (+ Objektsatz)

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