2. Jahresbericht des Bundesgymnasiums Steyr 1974/75

Zusammenhang die Einteilung bei Wilhelm Schmidt : Er unt erscheidet vier Möglichkeiten des Gebrauchs der unflektierten Fom1 des Adjektivs bei der Aussage: 1. Er war froh . 2. Er kam krank nach Hause. 3. Er lachte laut . 4. Er ist bestimmt dagewesen. In den beiden ersten Sätzen bezieht sich das Adjektiv auf das Sru:bjekt, im 3. Satz bestimmt es ei n Geschehen näher, uru:l im letzten Satz mo'CÜfiziert es die gesamte Aussage. ,,Was die Wortart an:belangt, han'delt e,s sich um ein und •dieselbe Erscheinung: das unveränderliche Adjektiv im Bereich des Verbs. " (Gvundfragen S. 188) Der Gebrauch des Adjektivs als Artangabe .ist besonders häufig in der mod ernen Lyrik festzustellen. Den Auss,ageiwert di eser Fonn kann man am ehes ten erfassen, wenn man ·den Satz aus seiner „Oberflächenstruktur " in seine „Ba,si-ssätze" zurückführt: Aufmerksam hören die Schüler zu . Die Schüler sind a'llfmerksam. Di'e Schüler hören zu. Eiine „Ist" -·Prädikation wird in ,eine „Tut "-Prädikation eingebettet . Die Artangabe gewinnt den Ausdruckswert eines ganzen Satzes. Ahnli,~h ist es im Gedid1t Walter Höllerers „Der lag besonders mühelos am Rand : Der lag besonders müh elos am Rand / des Weges. Er lag am Rand. Er war mühelos . Er spürte keine Mühe . Die Artangabe erhält al,s verdichtete Teilaussage besonderes Gerwicht rim Text. Eine Bevorzugung di eser Form -d.eis Adjektiv•s entsprid1t der ·gebiallten Art moderner Lyrik, in der ,da,s E,inzelwort oh als Chiffre zum Träger eine•r ganzen Erlebniswdt wi~d . Die grammatikale Erkenntnis wird zum brauchbaren Instrument der Interpretation. Aufbau eines Textes Ein Text ba,ut s,ich aus mehreren Sätzen auf, die dem Inhalt nach zusammen- gehören. Dabei sind versdiJedene Aorten der VePbüidung möglich. Grundsätz- lid1 u,nterscheiden wir <lje Para.taxe (Beiioronn.mg, Nebenor,dnung von Haupt- sätzen) und die Hypotaxe (Unterordnung, Verlbindung von Haupt- und Nebensatz) . Auch hier bietet sich ün Rahmen der Fu01kt.ionsgr-ammatik ei111e genauere Unterscheidun,g innerhalb -dieser beiden Grundmuster der Satz- verbäll'dung an. Parataxe: Der Mond ist aufgegangen, / die goldnen S:ternlein prangen / am Himmel hell und klar; / der Wald steht schwarz und schwedget, / un,d aus den W.iesen steiget / der weiße Nebel wunderbar. 11

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