Chronik von Garsten

5 Das Stift hatte Besitzungen im Ennstale und bei Strechau: im Hausruckviertel drei Höfe bei Hörbach und das Gut Specke; Weinberge und Weingärten in der Wachau und bei Wilhelmsburg: in dessen Nähe von Ottokar VI. zwölf Bauernhöfe mit 30 Hörigen für die Zehente des Stiftes. Von ihm und seinem Sohne Leopold erhielt es eine Salzpfanne mit allem, was dazugehörte, bei Bayrisch-Hall und bei Steinbach an der Steyr die Hälfte des noch unkultivierten Waldes. Schließlich gehörte auch das Dominium Berkwiniden mit dem dazugehörigen Forste dem Stifte Garsten. Durch Tausch erhielt es um den Preis einer Kelte, welche Ottokars Gemahlin vor ihrem Tode dem Kloster geschenkt hatte, ein Dominium mit Weingärten bei Hordingsgraben in der Gegend von Tulln. Die Kultur drang bereits in die entlegensten Seitentäler der Enns vor (Juritsch, Seite 166). Nach dem Muster der Hirschauer Mönche schickte Berthold sogenannte Bärtlinge kolonienweise aus, welche die Wälder zu lichten anfingen und kleine Konventhäuser, Obedienzen genannt, zimmerten, um die herum sich bald Wohnungen der Laien anreihten. Otokar VI., der große Wohltäter und zweite S��er von Garsten, starb am 28. November 1122 und wurde in der dort für ihn errichteten Grabstäte in der Lauren�uskapelle (auch Losensteinerkapelle genannt) begraben (siehe Pritz, Seite 9). 1347 wurden seine Gebeine in die Kirche übertragen. Seit 1686 ruhen seine und Elisabethens Gebeine in der neuen, herrlichen Kirche beim Herz Jesu Altar (der Sarg befindet sich in einem gemauerten Behältnisse, oben liegt die alte Statue Otokars). Ihm folgte als Markgraf sein Sohn Leopold der Starke, der während seiner kurzen Regierung dem S��e viel Gutes erwies, Er bestä�gte in einer eigenen Urkunde die Schenkungen seines Vaters, sprach das Kloster von allen Vögten frei, gab ihm den freien Handel im Kauf und Verkauf ohne Maut und Zoll in seinem Lande und Gewährte das Fischerrecht in allen Gewässern, die an den Besitzungen des Klosters vorbeifließen. In seinen Forsten dur�en die Mönche Holz fällen und sie zu Viehweiden benützen. Stat der Jagd, die ihm vorbehalten blieb, erhielten sie von jedem erlegten Wild den Vorderlauf (siehe Pritz, S. 10). Leopold IV. schenkte dem S��e vier Joch Weingärten bei Herzogenburg, seine Gemahlin Sophia gab den noch übrigen Teil des Waldes von Permindt (Berkwiniden). Doch schon am 26. Oktober 1129 wurde ihr der Gate durch den Tod entrissen. Sie führte indessen für ihren zwei- bis dreijährigen Sohn Otokar VII. die Regierung. Sie machte eine bedeutende Schenkung an Garsten mit ihrer Herrscha� Gaflenz samt allen Höfen und Gütern, vom Beginne der Bäche dieser Gegend in den Bergen bis zur Enns mit dem Fischerrecht in diesem Fluss, der Fällung des Holzes und den Weiden in den Wäldern, nur die Jagd war ausgenommen. Dieser Bezirk hate auch eine Kirche (Gaflenz) und wurde 1140 zu einer selbständigen Pfarre erhoben. Es ist dies der ganze Distrikt der jetzigen Pfarren Gaflenz und Weyer und der größte Teil der Pfarre Großraming. Die große Schenkung von 400 Mansen „in unserem Wald, der Reidmark genannt wird“, vom Fluss Jaunitz bis zur Aist und von das bis zur slavischen Grenze, die Kaiser Konrad III. im Jahre 1142 dem Kloster Garsten machte, blieb gänzlich unausgenützt, da die

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