Chronik von Garsten

53 Musikalisches Leben Wie in andren Klöstern war auch in Garsten von Anfang an musikalische Betä�gung vorherrschend. Die Benedik�ner53 haten in ihrer Klosterregel das Lob Gotes durch den Chorgesang vorgeschrieben und um 140054 ist schon der Gebrauch der Orgel an Festtagen bezeugt. In den Reformbestrebungen der Heil. Höhle (?) 1472 werden Ritus und Zeremonien erwähnt und als 1523 Andre Huber das Schulhaus s��et, wurden wohl die Knaben zum Gesange herangezogen. In der Zeit der katholische Erneuerung unter Abt Johann I. Spindler setzte im Kloster Garsten eine mäch�ge musikalische Bewegung ein; waren einst die Leute zum neuen Glauben hinüber gesungen worden, sollten sie jetzt durch feierliche musikalische Gotesdienste wieder heimgeführt55 werden. Dass dann auch die weltliche Musik ihren Vorteil hate, liegt auf der Hand. In Garsten lag die Höherführung der Musik in den Händen eines Mönches, der es verdient, eingehender genannt zu werden, des P. Sebas�an Ertl. Er dür�e aus dem angrenzen Niederösterreich, wo das S�� viele Untertanen hate, stammen und war im Türkenkriege Soldat. 1591 war er Pfarrer in Gaflenz56 und wirkte dort hervorragend in der Wiedergewinnung der Protestanten. Schon früher war er in Maria Zell und St. Lambrecht, beide Benedik�nerniederlassungen, angestellt und wirkte dort musikalisch. Später Pfarrer in Weyer57 kam er dann ins Kloster zurück. Als ehemaliger päpstlicher Alumnus war er im Choral gut ausgebildet und konnte hier Fähigkeiten unter Beweis stellen. Als Abt Mar�n mit dem ganzen Chor unter Leitung von P. Ertl nach Maria Zell kam, war dort die Kaiserin Muter, wo gespielt wurde. Die hohe Frau wollte ihn als Abt von St. Lambrecht haben. Und wenn es unter Abt Alexander heißt, dass damals die Musik, die früher ganz verfallen war, auf eine hohe Stufe kam, so war das Hauptverdienst P. Ertl zuzuschreiben. 1610 wurden die Werke des eifrigen Komponisten in München in Druck gelegt. Sie fanden überall bei den Musikliebhabern großen Anklang. 1613 hatte er dem Abt ein solches Stück gewidmet, das dann am Namenstag des Prälaten aufgeführt wurde. Im folgenden Jahre kam der Typograph Nikolaus Heinrich eigens aus München nach Garsten zu Besuch beim Komponisten, von dem er mehrere Messen, Magnifikat und Motetten gedruckt hatte. Im Jänner 1615 erhielt P. Ertl 5 Taler vom Steurer Magistrat für die neuen Gesänge. Bei der Einführung des neuer Abtes Anton II. Spindler wird der „süße Zusammenklang der vielen Instrumente“ eigens hervorgehoben. Am 13. Juli 1618 nahm der Tod dem Nimmermüden den Taktstock aus der Hand. Seine Werke sind bisher nirgends aufzufinden. Es scheint die ganze Familie musikalisch gewesen zu sein, weil ein Jahr vorher 53 Titel, Österreich. Kirchenmusik, 1961, Herder, S. 21. 54 Till I, S. 38. 55 Nach Titel, Öst. Kirchenmusik 1961, S. 131 f., ist dies nicht der Fall. Das kirchliche Kunstschaffen wurde von dem allgemeinen Kunststrom mitgerissen. 56 Lindner, Annalen, S. 16 ff. 57 Till I, S. 111.

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