Chronik von Garsten

3 Lesen, Schreiben und Rechnen wurde da gelehrt, meist nur im mündlichen Vortrag, weil es anfangs an Büchern fehlte. Viel Gewicht wurde auf die lateinische Sprache gelegt und die sogenannten „sieben freien Künste“ standen auf dem Lehrplane: Gramma�k, Rhetorik, Dialek�k, Arithme�k, Geometrie, Astronomie und Musik. Die Klosterschulen erfreuten sich im Mitelalter eines hohen Rufes und dieser Einrichtung hat vielfach der Orden seinen Glanz und Ruhm zu verdanken. So übten die Söhne des hl. Benedikt ihr Tagwerk aus und vergaßen aber dabei auch nicht der Sorge für das Heil der Seele. Mit Segensworten auf den Lippen und in der Hand des Friedens Zeichen suchten sie die kranken Seelen auf, um ihnen Trost und Hilfe zu bringen. Und früh und spät schallte ihrer Hymnen und Gebete bange Klage zum Himmel, die für alle und für sie um Einlass flehte. Solche Männer, die so vielsei�g sich beschä�igten, haben einst auch in Garsten durch volle 700 Jahre gelebt und gewirkt; und diesen hat es auch seine heu�ge Größe zu verdanken. Alljährlich wandern viele Hunderte von nah und fern auf der vom letzten Abte Maurus Gordon bepflanzten Alle nach Garsten, um die Kunstschätze des ehemaligen Klosters zu bewundern. Und wahrha�ig, diese Schätze verdienen unsere vollste Bewunderung. In vielen Besuchern wird dann auch der Wunsch rege, den ganzen Werdegang dieser alten Kulturstäte zu erfahren, ihr Wachsen und Werden nachzuleben. Und diesem nur allzu berech�gtem Wunsche möchte die folgende Studie in bescheidenem Ausmaße dienen. Zur Zeit der Erbauung der Styraburg, der steinernen Geschichte der heu�gen Stadt Steyr, durch Otokar (um 980), die sich auf dem Felsen zwischen der Enns und Steyr erhebt erscheinen urkundlich Ortscha�en in diesen Gegenden, die sich unter dem Schutze der Otokare vermehrten. Nahe jener Burg, kaum eine halbe Stunde en�ernt, lag in einem mit Hügeln umgebenen Kesseltale am linken Ufer der Enns eine Ortscha�, die schon zwischen 980 und 991 in Bischof Pilgrims Urkunde (Passau) unter dem Namen Gars�na vorkommt. (Siehe Pritz, Seite 106). Es musste nämlich der Zehent an die Pfarrkirche Sierning abgeliefert werden. Ob damals auch eine Kirche dort stand, ist nicht genau gesagt; jedoch wahrscheinlich ist es, dass schon eine solche, aber als Filiale von Sierning errichtet war. Denn ungefähr 100 Jahre später erscheint Garsten schon als eine selbständige Pfarre. Markgraf Otokar der V. setzte zuerst in Garsten Kleriker ein, die keine Gelübde ablegten, aber doch nach einer bes�mmten Regel lebten; und indem er diesen auch Grund und Boden gab, wurde er so der erste Urheber des S��es (siehe Pritz, Seite 3) Sein Sohn Otokar VI änderte diese S��ung in ein Benedik�nerkloster um und er ist daher der zweite S��er, als S��er der Benedik�ner der erste. Als solcher wird er auch auf dem Grabmal zu Garsten betrachtet. Da nun aber Otokar im Jahre 1082 mit dem Bischof Altmann von Passau den Tausch machte, wodurch er stat Behamberg die sehr umfangreiche Pfarre Garsten erhielt, so ist dieses Jahr 1082 auch als Ursprung des S��es Garsten zu werten.

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