46 Die Ho�averne, Garsten Nr. 2 Am „Platzl“, rechter Hand vor dem gewal�gen S��stor, erhebt sich die dreigiebelige, dem Klosters�l angepasste Taverne. Vom Keller, der ein hohes Gewölbe hat, bis zum Dachboden, ist es ein einheitlicher Bau, in den einzelnen Stockwerken Roseten am Gewölbe aus Stuck, dem Klosterbau ebenbür�g. Ein Tram aus dunklem Holz in feiner, fast zierlicher Arbeit, den ganzen Straßentrakt im 1. Stock durchgehend, bildet die Decke. Heute vielfach unterteilt, war es ehemals ein einheitlicher Raum. Teilweise sind die Türstöcke aus der Zeit der Erbauung noch erhalten, ebenso einige Türschlösser. Am Dach ragen die kunstvollen Wasserspeier vor, den Dachboden durchzieht eine massive Gewölbestütze aus festem Holz. Dem dreigiebeligen Bau entspringt ein Längsgang, auf welchen früher eine Kegelbahn(!) angebracht war, sowie 2 Quergänge - ein Kloster im Kleinen. Als Baujahr wird ca. 1650 angegeben.13 Bauherr war Roman Rauscher (1642/83), Baumeister vielleicht Francesco Selva,14 jedenfalls ein Italiener. Die Taverne hate ihre Vorläufer. Abt Granfuß (Wolfgang I.) erbaute eine Herberge,15 1548, die aber die Gäste nicht zu fassen vermochte. Sie sollte doch für die Hochzeiten und die Kaufgeschä�e der Untertanen dienen. Sie wurde später „Graslhof“ genannt und war vom Ungeld für Wein befreit (1480).16 Aus früherer Zeit wissen wir über eine Taverne nichts. Aber der Seel. Bertold hate außerhalb des Klosters eine Herberge errichten lassen,17 weil er nicht wollte, dass die Mönche durch Gäste in ihrer Ruhe gestört würden. Fast alle Klöster im Lande, mit Ausnahme von St. Florian, haten ihre Taverne, aber keine so groß wie in Garsten. Zweck des Gebäudes war zunächst die Bewirtung der Gäste um Gotteslohn. So wollte es Bertold. Später wurde das Ganze auf eine wirtschaftliche Grundlage gestellt, zunächst in Erbpacht gegeben. Die Gäste wurden gegen Entgelt bewirtet; das Kloster musste mit Speisen, Brot und Fischen beliefert werden. Besonders wenn eine Abtwahl war.18 Dann diente es zur Abhaltung der Hochzeiten, Brautspiele (Brautversprechen), Zehrungen (Totenmahl) und Taufmahl. Auch die Einzahlungen der Untertanen wurden dort vorgenommen. 1711 war der Weinverbrauch jährlich 150 bis 200 Eimer, etwa 100 hl. Der Wein wurde auch fassweise verkau�, was zu Strei�gkeiten mit den Stadtwirten führte. Groß waren die Abgaben, daher der häufige Wechsel der Pächter. 1611 wurden 34 fl Tazbestand (Getränkesteuer) vom Kloster in Abschlag empfangen (Teillieferung). 1613 13 Till, II. Bd., S. 167. 14 G.A., Handschri�en, Bd.6, Nr.34. Nach Dehio, Oberöst. 1958 S.145 und S.182 schuf Silva Francesco für das S�� Kremsmünster mehrere Bauten, allerdings schon 1606/14. 15 Till, I. Bd., S. 82 a. 16 Till, I. Bd., S. 71 und 38 a. 17 Lenzenweger, Berthold, 1958, Böhlau, S. 40 f. 18 G.A., Bd.17, Nr. 1.
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