Chronik von Garsten

26 Ferner kam der Abt mit dem Magistrate überein, dass er, weil die Protestanten durch so lange Zeit die Kirchengüter besessen haben, 6000 Gulden bezahlen soll; 3000 fl. sofort zur Herstellung der Stadtpfarrkirche und des Pfarrhofes, die übrigen als Kapital, dessen Zinsen jährlich der Kirche zufallen sollten (Pritz, Seite 65). Am 9. Juni 1629 war Kaiser Ferdinand mit seiner Gemahlin und zwei Töchtern in Steyr und besuchte am folgenden Tage auch das S�� Garsten, wo sie ein Mitagmahl einnahmen. In diesem Jahre, vielleicht bei dieser Gelegenheit, erhielt der Abt die Würde eines k.k. Rates. Auch war er 1629 neuerdings zum Verordneten des Prälatenstandes gewählt worden. Um diese Zeit wird auch der Antrag gestellt, ein Jesuitenkolleg in Steyr zu errichten, worum sich wiederum der Abt sehr eifrig annahm. Ebenfalls sehr tä�g war er in der Bekehrung der Protestanten Während die Regierung manches mit Gewalt durchsetzte, gewann dieser durch Belehrung die Herzen für sich. Bei allen diesen Bemühungen für sein Kloster sorgte er doch auch für einen wirtscha�lichen Aufschwung. So brachte er die Herrscha� Rosenegg wieder an das S��, die durch das unsinnige Verhalten des Abtes Anton I verloren gegangen war und jetzt zum Erholungsorte für die Konventualen bes�mmt wurde. Außerdem führte er mehrere Gebäude auf, von denen der 1636 an der Enns vom Grunde aus neuerbaute Konvent das bedeutendste war. 1638 wurde der Streit wegen zweier Höfe, eines Waldes und dessen Grenze in Gaflenz zwischen dem S��e und dem Landesfürsten dadurch beendet, dass die Grenzen des Waldes bes�mmt wurden und das S�� stat jener Höfe, auf welchem noch vom letzten Otokar her eine hl. Messe lastete, jährlich 120 fl. Zins erhielt. So hate nun Anton II durch ein siebenundzwanzig-jähriges Wirken in Garsten herrliche Erfolge erzielt. Und doch war es ihm nicht gegönnt, in dem S��e, wo er seine schönste Tä�gkeit en�altet hate, auch seine Ruhestäte zu finden. Auf einen anderen, größeren Schauplatz musste er treten, um auch dort seinen edlen Ruhm zu begründen. Philipp Friedrich, Bischof von Wien, bewog ihn nach langen Widerstreben, „die Abtwürde zu den Schoten“ im Jahre 1642 anzunehmen, wo er noch sechs Jahre rühmlich regierte. Am 11. November 1648 schied er aus diesem Leben. So hate dieser Mann von dieser Gegend Abschied genommen, aber er ließ seine herrlichen Werke zurück, den Katholizismus, den er wieder fest begründet hate, die Tausende, welche seine S�mme bekehrt hate, die Kirchen und Altäre der wahren Gottesverehrung, die er geweiht hate; das sind wohl die Denksteine, die von seinem Verdienst genug Zeugnis geben und die sein Andenken unsterblich machen. Ausgerotet war nun wieder jenes Unkraut und ver�lgt das gotlose Treiben in den geweihten Mauern und Garsten wird abermals eine Zierde für seinen Orden und für sein Land. Die neue Wahl zum Abte von Garsten fiel im Jahre 1642 auf Roman Rauscher. Dieser war eine Zeitlang Professor der Philosophie an der Universität in Salzburg und dann Prior im S��e Garsten gewesen (Pritz, Seite 68). Trotz der großen Abgaben und Lasten lenkte er doch die Verwaltung so gut, dass es ihm möglich war, mehrere schöne Gebäude erbauen zu lassen. Unter anderem wurde damals der Gasttrakt und der Sommerchor errichtet, wobei die Skulpturarbeiten größtenteils ein Laienbruder

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