Chronik von Garsten

21 Wohl erschien 1571 eine Verordnung Kaiser Maximilians, dass Äbte alle ihre Patronatspfarren mit katholischen Seelsorgern besetzen sollten; allein dies geschah nicht, war auch kaum möglich, da überall die Protestanten die Oberhand haten. Zu diesen traurigen Zuständen kam im Jahre 1571 eine schreckliche Überschwemmung durch die Enns, die so hoch anwuchs, dass man innerhalb des Klosters und der Kirche mit Schiffen fuhr, Häuser und Ackerland zerstört wurden (geschriebene Annale des S��es). Dabei sind auch viele alte Choralbücher und Dokumente zu Grunde gegangen, die schon damals im Kapitelsaale und zuletzt in der Sakristei au�ewahrt worden waren. Abt Georg II. wurde 1574 abgesetzt; über sein weiteres Schicksal sind bloß dunkle Nachrichten vorhanden (Pritz, Seite 48). Zu seiner Vertreibung hat wohl der Bischof Urban von Passau das meiste beigetragen, der sehr eifrig bemüht war, der katholischen Religion zum Siege zu verhelfen. Er brachte es auch beim Kaiser, der wieder mehr zum Katholizismus hinneigte, zustande, dass der Prior von Melk, Johann Spindler von Hofegg, nach Garsten als Abt Johann I. kam. Dieser suchte die schlimmen Zustände zu verbessern und so das Stift wieder in ein schöneres Licht zu stellen. So pflegte er mit dem Magistrate von Steyr Verhandlungen wegen des Zehents und des Burgfriedens, worüber immer Streit geherrscht hatte (geschriebene Annale). 1582 war er „ständischer Verordneter im Lande ob der Enns“ und als solcher leistete er viel (Pritz, Seite 48). Damals hate der Protestan�smus seinen Höhepunkt erreicht; sogleich war aber auch der Umschwung erfolgt. Seine Übergriffe in die Rechte der Kirche und Klöster waren zu gewaltä�g, als dass nicht endlich die Katholiken und vorzüglich die Äbte und Priester aus dem Schlummer erwacht wären (Mayer II, Seite 54). Das Triden�ner Konzil vom 4.Dezember 1563 hate die römische Kirche wieder gefes�gt; die Missbräuche verloren sich mit der Zeit; die Mitglieder der Kirche schlossen sich enger aneinander, da sie einsahen, dass ihr Heil in der Einigkeit und in der Unterwerfung des Autorität des Papstes sei. Als nun auch der Sturm der Leidenscha� in den Klöstern sich gelegt und einer ruhigeren Überzeugung Platz gemacht hate, regte sich darin wieder ein besserer Geist, der nicht ohne Einfluss auf die benachbarten Pfarren bleiben konnte. 1586 griff der Abt von Garsten die Sache energisch an und wollte zuerst von Steyr die protestan�schen Prediger en�ernen und diese Pfarre mit katholischen Priestern aus seinem S��e besetzen. Sein erster Versuch scheiterte jedoch an dem Widerstreben der Steyrer. 1588 roteten sich von der Sierninger Gegend und aus den Gebirgsortscha�en die Schleifer, Schmiede, Köhler und Holzarbeiter zusammen, um sich am Mitwoch vor Pfingsten zum Sierninger Bund zu verschwören (Edlbacher, Seite 201 ff). Sie kündigten den katholischen Pfarren durch die Verweigerung des Zehents den Gehorsam und verpflichteten sich, mit Gut und Blut ihre protestan�schen Prediger zu schützen. Als nun der Abt einige seiner Untertanen, welche diesem Bund angehörten, verha�en ließ, erschienen sogleich an die dreihundert bewaffnete Bauern, denen sich der Abt, da er auf keine Hilfe rechnen konnte, willfährig zeigen musste. Ungeachtet dieser Ereignisse war doch der Abt nicht bloß von den Seinigen, sondern auch von den Steyrer Bürgern geachtet und beliebt; seine Frömmigkeit, sein wohltä�ges Wesen, vermöge dessen er der Vater der Armen genannt wurde, verscha�en ihm edlen Ruhm.

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