Chronik von Garsten

17 1518 erbaute er bei dem Kloster eine Brücke über die Enns, um schneller zu den Kranken zu kommen; sie wurde aber bald wieder weggerissen (1524 Neubrücke in Steyr). 1524 starb Ulrich IV. und mit ihm sank auf lange Zeit Garstens alter Ruhm und jener Hochstand, den es in materieller und geis�ger Hinsicht erreicht hate. ooOoo Anders gestaltet sich nun die Geschichte des Klosters Garsten. Abwechslungsreicher wird sie zwar in Bezug auf innere und äußere Gestaltung des S��es; doch wird einem schwer ums Herz, wenn man sieht, welch trübe Zeiten und welch trostlose Zustände nun Einkehr hielten. Pankraz I. hate damals die Leitung des S��es inne (Pritz, Seite 39). Er war ein braver und sehr religiöser Mann; aber den gewal�gen Umschwung jener Zeit, der im Leben und Glauben der Völker erfolgte, vermochte er nicht zu hemmen. Auch nicht einmal den Einfluss dieser Umgestaltungen auf sein Kloster fernzuhalten, war er imstande. Ebenso wenig Gewalt hate er angesichts der traurigen poli�schen Lage, der Stürme des Krieges und der Einfälle die bis Garsten reichten und den Vermögenstand des Klosters sehr herabdrückten. Schon wieder haten sich die Türken unter Suleiman Osterreich genähert. Zur Abwendung dieser Gefahr waren ungeheure Summen erforderlich die größtenteils die Klöster bestreiten mussten. Schon im Jahre 1537 musste Garsten (sowie auch die anderen Klöster) neben den ordentlichen Abgaben an die Landscha� die Häl�e des Kirchenschatzes und ein Dritel der Einkün�e abgeben (Pritz, Seite 40). Allerdings erhielt es von Kaiser Ferdinand I. im Jahre 1528 die Begünstigung, dass auf seinen Pfarreien die Mönche frei walten könnten und nach ihrem Tode das Kloster deren Mobilien einziehen dürfe, ohne irgendein anderes Gericht eingreifen zu lassen. 1529 verlangte der Kaiser den vierten Teil des gesamten Vermögens als Kriegssteuer. Pankraz I. musste daher die schöne Herrschaft Biberbach an die Herren von Allentsteig verkaufen, um diese Summe zahlen zu können. Am 28.August desselben Jahres erließ der Kaiser ein Manifest an die gesamte Christenheit und forderte sie zu Beiträgen zur Entwicklung des christlichen Heeres auf (Mayer, Seite 14/II). Es wurden darauf viele Schätze der Klöster und Kirchen vermünzt, weil es besser wäre, „diese Parschafft und Klainod sein zu solcger unser Defension und Rettung vermünzt als den Feinden in ir Hand gespart“. Während der ersten Belagerung Wiens streiften die türkischen Reiter weit umher und verwüsteten dabei auch die Weinberge um Nußdorf samt einigen Gütern daselbst, die dem Stifte Garsten gehörten. Unter Kasim Pascha kam ein großer Schwarm von Türken an der Enns herauf bis nach Steyr und Garsten, wo sie überall plünderten und mordeten. Infolge der Aufhebung der Belagerung Wiens hörte das wüste Treiben der Türken auf kurze Zeit auf. Da nun aber die Stadt neuerdings verschanzt und befestigt werden musste, was wieder große Geldsummen verschlang, mussten zur teilweisen Deckung der Kosten die Kelche eingeliefert werden (1531). Im folgenden Jahre erfolgte ein neuer Vorstoß des Feindes. Ihr Weg ging über Enns nach Steyr durch das Ramingbachtal, wo sie mehrere Höfe Garstens niederbrannten, und hinein nach Neustift, Gaflenz und

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