Chronik von Garsten

11 Herzog Friedrich war nämlich 1246 in der Schlacht an der Leitha gefallen, ohne einen Nachkommen zu hinterlassen und ohne betreffs der Erbscha� etwas bes�mmt zu haben. Überall herrschte Uneinigkeit, Raub und Mord waren an der Tagesordnung. Ein jeder wollte möglichst viel auf Kosten anderer für sich gewinnen. Kaiser Friedrich II. gab zwar eine Bes�mmung heraus, dass diese Provinzen dem Deutschen Reich anheimgefallene Lehen seien, und schickte einen Stathalter nach Wien: doch der Kaiser war im Banne, man gehorchte nicht! Für das Wohl des Klosters besorgt, reiste Abt Ortolf 1248 zum Kaiser nach Cremona in Italien. Er wurde dort ehrenvoll aufgenommen, das Privilegium Herzog Friedrichs des Streitbaren betreffs der Vögte bestä�gt und Schutz für das S�� Garsten versprochen. Er stellte darüber im Juni 1248 eine Urkunde im Lager vor Parma aus, die von den berühmten Kanzler Petrus de Vinea ausgefer�gt ist. Als der Abt zurückkehrte, traf er noch sehr traurige Zustände an; die Kämpfe der Parteien, die Plünderungen der Kirchen und der Bewohnerscha� dauerten fort. Dazu kam noch, dass Herzog Ludwig von Bayern mit einem Kriegsheer in Osterreich einfiel. Nachdem seine Truppen Linz und Enns eingenommen haten, kamen sie auch nach Steyr, überfielen plötzlich Garsten und plünderten es gänzlich aus (1250). Da nun in diesem Jahre Kaiser Friedrich II. starb, war Österreich völlig herrenlos, ein Umstand, der die Verwirrung noch steigerte. Schließlich wurde im folgenden Jahre von den Ständen Osterreichs Otokar von Böhmen als Landesherr anerkannt. Der stellte die Ruhe in diesen Gegenden wieder her. Abt Ortolf konnte aber nicht mehr lange diese bessere Zeit in Garsten genießen, denn er wurde als Abt nach Melk berufen (1253). Die Leitung des S��es übertrugen die Mönche Gerung I. (Pritz, Seite 27). Er war ein sehr tä�ger Mann und am Hofe sehr beliebt. Er erbat sich von Otokar einige Güter zur Au�ewahrung des Getreides, die jährlich zwei Talente eintrugen. Sie lagen in Ternberg, im Artzberg bei Leonstein, in Windischgarsten und bei Molln. Die Urkunde darüber wurde 1255 in Linz ausgestellt. Gerung machte einen Tausch mit Gundaker von Storchenberg (Starhemberg) „für dessen Hube auf dem Hügel, genannt Rigel, bei Losenstein, gab er ihm dem Klosterhof in Duringheim“. Im nämlichen Jahre übergab der Abt vermöge des Vertrages von 1234 dem Pfarrer Heinrich v. Taversheim auf dessen Ansuchen die Kirche St. Magdalena und die beiden dazugehörigen Höfe (siehe Pritz, Seite 17). 1256 wurde wieder ein Mitglied des S��es Garsten, namens Berthold von Achleiten, zum Abte von Kremsmünster erwählt. Abt Gerung I. starb 1258 und an seine Stelle kam Ulrich III. In diese Zeit fällt ungefähr die Erbauung der Kirchen in Losenstein (alte Bauart des Turmes), in Molln und in Weyer (1259 zu Ehren des hl. Johannes des Evangelisten eingeweiht). Zur Errichtung dieser Kirchen hat Garsten sehr viel geleistet; die Seelsorge wurde in diesen Orten von Garstenermönchen besorgt (Pritz, Seite 28). Im Jahre 1261 kam Gundaker von Starhemberg nach Garsten, wo mehrere seiner Vorfahren begraben worden waren, ließ sich daselbst eine Begräbnisstäte errichten und gab dem S��e das Gut Peilicz.

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