Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten
94 ratur von Schlössern. Eines Tages ersuchte ihn sein Nach¬ bar, ein Nagelschmied, er möge seine drei Söhne das Lesen, Schreiben und Rechnen lehren. „Ja,“ sagte der Schlosser, „wenn ich es so gut könnte wie du, würde ich es gerne tun.“ Er konnte nämlich nur lesen. Da jedoch der Schmied von seiner Arbeit nicht abkommen konnte, und auch fürchtete, bei einem Feuer die Bücher der Kinder zu verbrennen, so kamen sie überein, daß der Dreher den Kindern die großen und kleinen Buchstaben beibringen solle. Während dieser Zeit erlernte der Schlosser vom Schmied auch das Schreiben und Rechnen, worauf er diese beiden Künste ebenfalls den Kindern bei¬ brachte. Es kamen nun auch andere Kinder dazu und es stieg deren Zahl auf 25. Als der Prälat von Garsten dies erfuhr, schickte er den Schlosser Rammergraber nach Linz, wo er den vierwöchentlichen Lehrkurs mitmachte und ein Zeugnis als „Schulmeister“ erhielt. Nun hatte Mühlbach wohl einen Lehrer, aber kein Schulhaus. Der Schullehrer mußte in seinem eigenen kleinen Häuschen in einem engen Stübchen die vor¬ geschriebenen Lehrstunden halten und erhielt dafür vom Klo¬ ster Garsten einen jährlichen Gehalt von 120 Gulden. Hievon wurde jedoch das Schulgeld, das sich auf 10 Gulden belief, ab¬ gerechnet. Der Bau eines kleinen Schulhauses war wohl längst beschlossen, wurde aber von Jahr zu Jahr verschoben. Nachdem der erste Lehrer durch 30 Jahre unermüdlich gearbeitet hatte, übernahm 1817 sein Sohn die Schule im väterlichen Hause. Um diese Zeit wurde der Schulsprengel gebildet. Im Frühling 1831 wurde der Bau des neuen Schulhauses auf dem „Geßlöckergrunde“ begonnen und das Gebäude be¬ reits am 4. November 1831 bezogen. Am 11. Mai 1889 litt das Mühlbachtal unter den glei¬ chen Hochwasserschäden wie das Dambachtal. Alles wurde verwüstet. Es waren ganz dieselben Verheerungen wie bei der letzten Hochwasserkatastrophe am 14. Juli 1926, die uns noch allen in Erinnerung ist und die wieder bewiesen hat, wie schrecklich der unscheinbare Mühlbach werden kann. Damit wäre auch ein kurzer Ueberblick über die Ver¬ gangenheit des Mühlbachtales gegeben. (85ch Im Anschlusse an die Geschichte von Mühlbach sei auch ein hochinteressantes Namensverzeichnis von alten Bauern¬ gütern und Häusern in Mühlbach und Dambach angeführt, das aus einem sogenannten Urbarium des 14. Jahrhunderts zusammengestellt ist. Unter Urbarium (Urbar) versteht man das Verzeichnis der einer Herrschaft gehörigen bebauten Grund¬ stücke und der darauf ruhenden Leistungen und Einkünfte. Die
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