Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

74 links an der Stiftskirche, den heutigen Pfarrhof, auf. Aber weder er noch seine Nachfolger konnten den ganzen Gebäude¬ komplex ausbauen. Abt Konstantin starb am 13. Mai 1747. Es folgte nun (am 6. Juli 1747) Leopold I. (Till). Dieser war am 14. Juni 1688 zu Scheibbs geboren, machte 1711 Profeß und wurde 1713 Priester. Als Erzieher der jungen Grafen von Thierheim in Weinberg reiste er mit seinen Zöglingen nach Rom und Monte Cassino, nach seiner Rück¬ kehr wurde er im Kloster Schaffner und von 1739 bis zu seiner Abtwahl Pfarrer in Steyr. Er war ein Mann voll Geist, Erfahrung und hoher Bildung und ist der Verfasser des „Dezenniums des Abtes Anselm“ sowie einiger Schriften über Garsten und Steyr, in denen er große Geschäftskenntnis und Gewandheit zeigt. Er erbaute als Abt neue Häuser für den Vorsteher der Weinberge in Nußdorf und Stein, ferners den Pfarrhof von Frauenstein und stellte dort 1754 einen eigenen Vikar an. Besonders sorgte er für den Schmuck der Stiftskirche, ließ ein neues silbernes Antependium um 2500 Gulden, sechs große silberne Leuchter um 2700 Gulden und einen Kelch um 1500 Gulden verfertigen. Er starb im Alter von 69 Jahren am 16. Juni 1757. An seine Stelle trat nun am 8. August 1757 Paulus l. (Meyer), geboren am 12. November 1721 in Lauterbach. Er war früher Stiftskämmerer und wurde nun ständischer Rech¬ nungsrat. 1760 mußte eine genaue Fassion (Verzeichnis) aller geistlichen Stiftungen vorgelegt werden. 1761 war eine große Ueberschwemmung der Enns, die dem Stifte bedeutenden Schaden verursachte. 1762 war strenge — Visitation aller Pfarreien und Klöster, darunter auch Gar¬ durch den Bischof von Passau, Grafen Thun. stens, Abt Paulus lebte übrigens viel zu kurz, als daß er für sein Kloster hätte Bedeutenderes leisten können, denn er starb schon am 30. Oktober 1763 im 42. Jahre seines Alters. Er war der letzte Abt, der noch in der Gruft der Stiftskirche seine Ruhestätte fand. Nur ein Abt sollte Garsten noch regieren und bald schon das Ende des herrlichen Stiftes kommen, wenn es auch damals noch niemand ahnte. Am 12. Jänner 1764 wurde Maurus l. (Gordon) zum Abte gewählt und am 26. Februar infuliert. Er war am 24. November 1726 in Weyer geboren, trat 1745 in das Stift, machte 1746 Profeß und wurde 1750 Priester. Er hatte sich bereits in jugendlichem Alter unter seinen Mit¬ brüdern so ausgezeichnet, daß er, erst 31 Jahre alt, zum [Prior ernannt wurde. Er hielt strenge auf Disziplin, be¬ förderte im Stifte die Studien und schickte seine Kleriker nach Linz, Salzburg und Wien, um sie gut ausbilden zu lassen.

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