Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

73 bürtigen Halleiner. Aber auch diesesmal konnte man ihn nicht zur Annahme dieser Würde bewegen. Er zog den Aufenthalt in seiner geliebten Pfarre Weyer vor und erbaute dort auch den schönen Pfarrhof. Nun wurde Konstantin I. (Muttersgleich) ge¬ wählt und am 24. Februar von Dominik, Bischof von Passau und Graf von Lamberg, infuliert. Muttersgleich war früher Schaffner und dann Prior gewesen und hatte sich besonders in der Pestzeit, die damals die Gegend in Schrecken versetzte, ausgezeichnet. 1732 wurde er Rechnungsrat in Linz, im Sep¬ tember des gleichen Jahres waltete er auch seines Amtes als Erblandhofkaplan von Oberösterreich bei der feierlichen Hul¬ digung der Stände. Er erhielt damals von Kaiser Karl VI. einen kostbaren Ring. Die Majestäten kamen am 25. Sep¬ tember nach Garsten und übernachteten dort mit ihrem ganzen Hofstaat. Am folgenden Tage ließ der Abt eine Schiffs¬ brücke über die Enns errichten, über die der Kaiser zur Jagd auf den Damberg ritt. Am 27. September reiste er nach Linz In diesem Jahre traf das Kloster ein schweres Unglück. Der Blitz schlug in den Meierhof, tötete zwei Personen und äscherte das Haus ein. Viel Getreide und Vieh ging dabei zu¬ grunde. 1734 wurde alles wieder neu aufgebaut. Am 15. Jänner 1735 starb in Garsten der schon oft genannte Maler Reselfeldt und wurde unter dem Kuni¬ gundenaltar begraben. Dieser berühmte Künstler war in Tirol geboren, kam sehr jung nach Steyr, Freiherr von Riesen¬ fels schickte ihn nach Italien, wo er sich vier Jahre in der Schule des berühmten Karl von Loth in Venedig ausbildete. 1684 kam er zurück, genoß in Garsten ein Stipendium von 200 Gulden, wurde dann unter die Offizialen aufgenommen und lebte 51 Jahre tätig und von jedermann hochgeachtet im Stifte. Durch drei Monate des Jahres malte er im Kloster, die übrige Zeit konnte er nach Belieben zur freien Ausübung seiner Kunst verwenden. Sein Sarg ist heute noch in der Gruft der Kirche zu sehen. 1735 kam der päpstliche Nuntius in Begleitung der Prälaten von St. Florian, Melk, St. Pölten, Seitenstetten, Bruck, Geras und Spital nach Garsten. 1736 war im Ennstal eine große Ueberschwemmung. Auch in Garsten richtete sie vielen Schaden an. Das Wasser drang in das Refektorium und den unteren Teil des Konventes ein und stürzte im Keller die Fässer um. Der Ennsfluß reichte bis zum damaligen Kastnerhaus an der Straße und das ganze schöne Tal glich einem großen See. Abt Konstantin wollte auch den Bau des Klostergebäudes fortsetzen oder gar vollenden und führte das neue Gebäude

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