Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

72 Professoren hieher berufen und nur tüchtige junge Männer aus¬ wählen, um sie da auszubilden, wo sie abgeschieden vom Ge¬ räusche der Welt in ruhiger Einsamkeit sich ganz der Wissen¬ schaft weihen könnten. Anfangs Doch die Sache hatte ihre Schwierigkeiten. ging der Bau nur wenig vorwärts, da sich Anselm selbst oft und lange in Linz aufhalten mußte, und später wurde das meiste für Roseneck Bestimmte für die Universität Salzburg verwertet, welche dieser Anstalt, vielleicht aus Eifersucht, nicht hold gewesen zu sein scheint. So erlebte Anselm die Erfüllung seines Herzenswunsches nicht, sondern Roseneck wurde anstatt eines Musensitzes ein Erholungsort für die Mitglieder des Stiftes. Der Abt feierte noch das Jubelfest seiner abgelegten Ge¬ lübde, aber nicht mehr seines Priestertums. Am 29. April 1715 starb er im 68. Lebensjahre und die höchste Achtung aller, die Liebe vieler Tausender folgte ihm in das Grab. In den Annalen Garstens strahlt der Name Anselm l. neben dem des seligen Berthold am herrlichsten. Er hatte als Abt 32 Jahre, Roman Rauscher 41 Jahre und Antonius II. 27 Jahre regiert, genau ein geschlossenes Jahrhundert, das die stolze Blütezeit des altehrwürdigen Benediktinerstiftes Garsten sah. * Die letzten Rebte von Garsten bis zur Aufhebung des Klosters. Aus der am 25. Juni 1715 vorgenommenen Neuwahl ging Ambros I. (Freudenpichl) als Abt hervor, ein gelehrter Mann, früher Professor in Salzburg, gebürtig aus Oberndorf in Steiermark. Er wurde am 10. August im Stifte infuliert. Er erbaute die Kreuzkapelle des heutigen Friedhofs und den Kreuzaltar in der Losensteiner Kapelle, zierte den Hochaltar mit dem schönen Baldachin für die hohen Feste, baute den anderen Gasttrakt bei der sogenannten Schweizerstiege und eine schöne Grotte mit einem Spring¬ brunnen. 1721 wurde er zum ständischen Verordneten ernannt, dann zum Landrat. Er verfaßte auch ein Buch über das Leben. Unter ihm zeichnete sich der Bibliothekar des Stiftes, Leo¬ pold Prieschl, aus, der vom Kaiser eine goldene Ehren¬ kette erhielt. Der Abt begann schon längere Zeit vor seinem Tode zu kränkeln und bereitete sich in stiller Einsamkeit im Schlosse Roseneck auf den Gang in die Ewigkeit vor. Er starb am 22. Dezember 1729 im 50. Jahre seiner Abtswürde. Am 25. Jänner des folgenden Jahres war die Abtwahl. Nach den Annalen von Garsten fiel sie wieder, wie schon im Jahre 1715, einstimmig auf Karl Haslinger, einem ge¬

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