Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

70 samkeit, gute Benützung der Umstände, großer Verstand im praktischen Leben und Gewandtheit in den Geschäften machten ihm dies alles möglich. Kaiser Leopold I. nahm die Klöster und die Kirchen¬ güter überhaupt sehr in Anspruch. Schon bald nach seinem Regierungsantritte forderte man von Anselm 1000 Gulden und von den ihm untergebenen Pfarren 1290 Gulden außer¬ ordentliche Steuern. Im Jahre 1684 mußte das Kloster bloß für seine Besitzungen in Oberösterreich wieder 1000 Gulden zahlen, für die anderen mußte noch eigens bezahlt werden. 1685 erließ der Papst ein Breve (einen Erlaß), durch das dem Kaiser das Recht eingeräumt wurde, den dritten Teil der in den letzten 60 Jahren neu erworbenen Klostergüter einzuziehen. Auf Garsten kamen wieder 4783 Gulden; alle Gegenvorstellungen waren vergebens. Auch die landesfürst¬ lichen Städte, besonders Steyr, mußten sehr bedeutende Summen als Rüstgelder zahlen. Abt Anselm und der gewandte Georg Buell, Syndikus dieser Städte, bewirkten einen bedeutenden Nachlaß für sie. Die landesfürstlichen Städte spendeten dem Abte Anselm für diese Hilfeleistung einen vergoldeten Silberbecher, der mit ihren sieben Wappen schön verziert war. Was Abt Anselm für seine ihm teure Vaterstadt Steyr geleistet hat, läßt sich hier nur andeuten, aber nicht erschöpfend behandeln. Die Stände Oberösterreichs erwählten ihn 1691 und 1703 zum Verordneten und er erwarb sich in dieser Stelle in Er¬ ledigung auch der schwierigsten Angelegenheiten den Dank und die Achtung der Stände. Da er sich öfter in Linz auf¬ halten mußte, verkaufte er das wenig geräumige Stiftshaus dem Jesuitenkollegium gegenüber um 3500 Gulden an den Abt von Mondsee und kaufte in der damaligen unteren Pfarr¬ gasse ein anderes Gebäude, das er 1695 noch durch einen vom Magistrat erworbenen Zubau erweiterte. Der ganze Komplex wurde später für das Lyzeum benützt. Besonders in den Jahren 1703 und 1704, als sich im Bayrischen Krieg der Feind näherte, wurde Anselms Erfahrenheit und Tüchtigkeit von den Ständen in Anspruch genommen. Der Landeshaupt¬ mann bat ihn, er möge doch bald nach Linz kommen, um ihm mit seinem Rate beizustehen. Er übernahm nun mehrere wichtige Kommissionen, wurde öfter zur Erledigung wichtiger Geschäfte an den kaiserlichen Hof nach Wien geschickt, be¬ kleidete die Stelle eines kaiserlichen Landesrates in Linz und erhielt von den dankbaren Ständen eine große Monstranze und eine schöne silberne Tasse als Geschenk. Auch der Hof zeichnete ihn aus und Kaiser Josef l. verlieh ihm neuer¬ dings die schon veraltete und außer Uebung gekommene Würde

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