Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

66 ein Ausdruck im Antlitz, welche Naturtreue und welch ein Faltenwurf des Linnens! Die Sakristeikästen sind von Marian Rittinger im Jahre 1699 verfertigt. In der oberen Paramenten¬ kammer befinden sich noch Kästen aus dem Jahre 1623, welche unter Abt Anton II. von Frater Obermüller angefertigt wurden. Aus der Sakristei führt eine Tür in die sogenannte Wintersakristei oder Beichtkammer mit schönen, ge¬ schnitzten Beichtstühlen und daran herrliche Fruchtzapfen. Hier fallen besonders die Büsten auf, welche verschiedene Rasse¬ angehörige darstellen, ein Bild der Allgemeinheit der Kirche. Das Altarbild mit dem heiligen Karl Borromäus stammt von Reselfeldt. Ober der Sakristei befindet sich in derselben Größe der Sommerchor der Mönche, geschmückt mit einem großartigen, die ganze Wand ausfüllenden Gemälde der Kreuzigung Christi von Reselfeldt, einer Statue des Königs David und verschiedene Fresken, die auf das Chorgebet Bezug haben. Damit wäre ein ziemlich genaues Bild von jener herr¬ lichen Kirche gegeben, die von Abt Anselm Angerer erbaut wurde und wir kehren nun wieder in die Zeit ihrer Errich¬ tung zurück, um die Geschichte Garstens fortzusetzen. 1685 war der Bau der Kirche soweit gediehen, daß der 5. Ok¬ tober, das Fest des hl. Plazidus, bestimmt wurde, sie feier¬ lich zu eröffnen. Es geschah dies in Gegenwart der Aebte von Gleink, Wilhering und Seitenstetten. Zwei Garstener legten bei dieser Gelegenheit die feierliche Profeß ab. Eme¬ ranus Fritz feierte an diesem Tage in der neuen Kirche seine Primiz und ein berühmter Redner, Pater Seraphin Abele, hielt eine Predigt über den Text: „Siehe, ich mache alles neu!“ Am 29. September 1693 wurde auch die neue Losen¬ steinerkapelle, die nun ebenfalls vollendet war, feierlich ein¬ geweiht. Es besorgte dies der Bischof von Passau, Graf Jo¬ hann Philipp von Lamberg, ein Bruder des damals in Steyr regierenden Grafen von Lamberg. Am Nachmittag nach der Einweihung wurde in Garsten gefirmt, dann reiste der Bischof nach Mauthausen. Abt Anselm betätigte sich aber nicht nur in Garsten als Bauherr, sondern auch in Steyr und vielen anderen Pfarren, die zum Stifte gehörten, errichtete er Neubauten, verschönerte und verbesserte er. So restaurierte er auch die Kirche von St. Ulrich, suchte aus den Altären, die von der früheren Garstenerkirche übrig geblieben waren, die schöneren aus und gab sie der genannten

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