Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

56 Der vierte Wandteppich, zu dem wir nun kommen, stellt uns den Geschäftsführer des Königs Seleukus von Syrien dar, mit Namen Heliodorus. Dieser wurde vom König nach Jerusalem geschickt, den Tempelschatz zu rauben. Der Tempel¬ schatz aber war vielfach anvertrautes Gut. Alle waren bestürzt und beteten zu Gott um Hilfe. Als Heliodor den Tempel betrat, erschien ein furchtbarer Reiter, dessen Pferd mit den Vorderhufen stets gegen Heliodor schlug. Zwei Jünglinge zur Rechten und zur Linken des Reiters schlugen mit Ruten auf ihn. Heliodor wurde darauf zu Tode krank und nur der Fürbitte des Hohepriesters Onias verdankte er sein Leben und seine Gesundheit, wie er es auch offen vor dem König bekannte. Der dritte Altar der Evangelienseite ist ge¬ ziert durch ein Gemälde der heiligen Kunigunde, der deutschen Kaiserin, die vor ihrem kaiserlichen Gemahl Heinrich II. das Gottesurteil der glühenden Pflugscharen besteht. Es ist ver¬ fertigt von Petrus Strudel (1688), dem damaligen Vor¬ steher der Akademie in Wien, der sieben Jahre in der be¬ rühmten Schule des Karl von Loth in Venedig gelernt hatte. Ueber diesem Bilde ist ein kleineres der hl. Magdalena. Beide kosteten 1000 Gulden. Unter diesem Altare ruht der Garstener Künstler Redelfeldt (gestorben 1735). Auf dem dem Altarbild gegenüber liegenden Gemälde trägt ein Engel ein Herz, ein zweiter eine Krone, was sich jedenfalls auf die heilige Kaiserin bezieht. Im Deckengemälde sehen wir die Dornenkrönung Jesu. Der fünfte Wandteppich zwischen dem dritten und zweiten Altar führt uns den König Antiochus vor Augen, wie er vom Wagen fällt. Antiochus war nach Persien ge¬ zogen, um Gelder für den Krieg gegen die Juden einzuheben. Als er von dort zurückkam und von den Niederlagen seines Heeres hörte, geriet er in argen Zorn und trieb seine Pferde zu rasendem Laufe an; dabei fiel er vom Wagen und verletzte sich tödlich. Würmer kamen aus seinem Leibe heraus und er begann bei lebendigem Leibe zu faulen. In einem künstlerisch erlaubten Anachronismus läßt der Künstler den Antiochus gleich beim Wagensturz von dieser schrecklichen Krankheit befallen werden, während sie erst später zu Tage trat. Mehrere Personen auf diesem Gemälde halten sich die Nasen zu. Nun kommen wir zum zweiten Altar der Evan¬ gelienseite, dem sogenannten Skapulieraltar, mit einem Gemälde von Innozenz Turiani aus Savoyen, wo¬ nach Maria den unten Knienden das Skapulier zum Zeichen des besonderen Schutzes reicht. Besonders schön ist der Gold¬ rahmen dieses Bildes, aus welchem zahlreiche goldene Rosen hervorragen. Im gegenüberliegenden Gemälde reicht ein Engel

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