Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

55 Sie veranschaulichen uns Begebenheiten aus dem ruhmreichen Kriege der Makkabäer. Dieser Wandteppich zeigt, wie der Führer der Juden, Mathathias, einen abtrünnigen Juden in dem Augenblick tötet, da er den heidnischen Göttern opfert. Der zweite Altar ist dem heiligen Jose ge¬ weiht, mit einem herrlichen Altarbilde vom Münchener Maler Wolf, der an ihm zwei Jahre malte, es dann in der Jesuitenkirche in München ausstellte und zuletzt nach Garsten brachte. Wir sehen förmlich, wie sich die Seele des heiligen Josef unter dem Beistande Jesu und Mariä vom Körper los¬ ringt. Die Belichtung nach Art eines Correggio gibt dem Ge¬ mälde einen eigenen Reiz. Abt Anselm ließ darnach tausend Stück Kupferstiche anfertigen und schenkte einen solchen der Bruderschaft vom heiligen Josef in Steyr. Das Gemälde dem Altarbilde gegenüber zeigt uns einen Engel, der die Lilie, das Abzeichen des heiligen Josef, herniederträgt. Im Decken¬ gemälde sehen wir Jesus an der Geißelsäule. In dieser Kapelle befindet sich auch die vielverehrte schmerzhafte Mutter Gottes, welche der in Adlwang gleicht. Der zweite Wandteppich stellt den gegen den Feldherrn des Königs Antiochus kämpfenden Judas Makka¬ bäus dar. Der dritte Altar ist der Gertrudisaltar; von Johann Heiß aus Augsburg stammt das Gemälde, das er durch ein besonderes Farbenspiel in zwei Teile trennt. Der obere Teil zeigt Maria zwischen Katharina und Agnes, der untere Gertrud mit dem Jesuskind. Ueber dem Hauptbild ist ein kleineres der hl. Mechthildis. Beide kosteten 300 Gulden. Das Deckengemälde stellt die Kreuzigung Christi dar. Gegen¬ über dem Altarbild befindet sich das Oratorium, das zu Klosterszeiten vom Abt, jetzt vom Strafhausseelsorger benützt wird. Der dritte gemalte Wandteppich stellt die Zer¬ störung des Götzenaltares durch die Makkabäer dar, den König Antiochus den Juden zum Spott erbauen ließ. Gehen wir nun zur Evangelienseite hinüber und machen wir zuerst bei den großen Engelsgestalten, welche die Weihwasserbecken tragen, Halt. Diese Gestalten, sowie auch die gleichfarbigen Engelsgestalten, welche die Schwib¬ bögen tragen, sind aus einer besonderen Mischung gebildet, nämlich aus Zement, Sand, Gips, heißem Kalk und Wein. Dieser Stoff erhärtet so schnell, daß jede Figur in höchstens zwei Tagen geformt sein mußte. Die Zeichnungen stammen von Sandrart und dienen jetzt noch den Malerakademien als Vorlage.

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