Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten

54 Das Presbyterium ist vom Schiff der Kirche durch einen Fronbogen getrennt, der in der Mitte auf einer Muschel die Worte trägt: Sub tuum praesiduum! (Unter Deinen Schutz und Schirm) und rechts und links mit je vier Medaillons geziert ist, welche die Anrufungen der Lauretanischen Litanei darstellen. Auf den Gurtbögen, welche die Kapellen oben abschließen und die Brustwehren der ober den Kapellen befindlichen Ora¬ torien tragen, befinden sich Aufschriften, welche den Besuchern der Klosterkirche andeuten, zu welchen Heiligen sie sich nach Verhältnis ihres Standes oder Anliegens vorzugsweise um Fürbitte wenden sollen. So steht 1. über der Kapelle des hl. Benedikt: Morientibus (Den Sterbenden geweiht); 2. über der Kapelle des hl. Berthold: Pönitentibus (Den Büßenden); 3. über der Kapelle des hl. Josef: Amantibus (Den Lieben¬ den); 4. über der Kapelle der Skapulier=Bruderschaft: Pericli¬ tantibus (Den Gefährdeten); 5. über der Kapelle der heiligen Gertrudis: Virginibus (Den Jungfrauen); 6. über der Kapelle der hl. Kunigunda: Conjugibus (Den Verheirateten). Gehen wir nun zum ersten Altar der Epistel¬ seite. Wir befinden uns hier vor dem Heiligtum der Garstner Kirche, dem Grabmal des seligen Ber¬ thold, der als erster Abt des Klosters Garsten ein heiliges, durch viele Wunder ausgezeichnetes Leben führte und der weitesten Umgebung zum Segen gereichte; er starb im Jahre 1142. In der alten Kirche stand sein Grabmal in der Mitte. Das Altarbild von Reselfeldt zeigt den Heiligen als Wohltäter der Menschheit. Daran ist besonders zu bewundern, wie auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche so viele lebens¬ große Gestalten Platz finden konnten. Das Fest des seligen Berthold wird alljährlich in Garsten am Sonntag nach dem 27. Juli feierlichst begangen. Am Altare befinden sich noch zwei schwere Messingbüsten, die heilige Katharina und Bar¬ bara darstellend. Die Ampel ist von den Steinbachern, die all¬ ge¬ jährlich zum Grabe des seligen Berthold wallfahrteten, spendet. Zu erwähnen sind noch die Gemälde, welche sich in jeder Seitenkapelle gegenüber dem Altarbilde befinden. Die Hauptlinien der Figuren sind eingekratzt. Das Gemälde der Bertholdikapelle stellt die Beschneidung Jesu dar. Das Deckengemälde dieser Kapelle zeigt uns Christus am Oel¬ berge. Jede Kapelle ist vom Schiff der Kirche durch ein herr¬ liches schmiedeeisernes Gitter getrennt, auf welchem die Namens¬ buchstaben des Heiligen, dem die Kapelle geweiht ist, angebracht sind. Der Weg zum zweiten Altar führt uns bei einem Wand¬ teppich vorüber, der nicht gestickt, sondern gemalt ist und der wie auch die übrigen vom Kremser Schmidt stammt.

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