Leopold Arthofer - Geschichte von Garsten
53• für den Idealismus und die Kunstliebe dieser Zeit bezeichnend, daß Türkennot und Kriegesschrecken die Vollendung dieses kunstvollen Gotteshauses nicht verhindern konnten. Eine der hervorragendsten und am meisten in die Augen fallende Zier der Kirche sind die Ireskogemälde mit den herrlichen Stukkorahmen und Stukkoornamenten. Die Fresken stammen aus der Hand des Italieners Galliardi und der Gebrüder Gräminger oder Grabenperger. Stukkoarbeiten sind Werke der Gebrüder Carlo Antonio und Giovanni Battista Carlone, während der Entwurf der ganzen Kirche ihrem Vater Pietro Carlone zuge¬ schrieben wird. Die Deckengemälde des Kirchenschiffes cha¬ rakterisieren die Kirche als Marienkirche, da sie lauter Vor¬ bilder Mariens darstellen. Das erste Gemälde zeigt die Begegnung Jephtes mit seiner Tochter. Jephte, ein Heer¬ führer der Israeliten, hatte im Falle des Sieges über die Ammoniter gelobt, wer immer ihm zuerst bei seiner Heimkehr aus der Türe seines Hauses entgegenkommen werde, dem Dienste des Herrn zu weihen. Unerwarteterweise kam ihm seine eigene Tochter als erste entgegen, die er getreu seinem Versprechen dem Herrn in beständiger Jungfräulichkeit weihte. Das zweite Bild zeigt uns die Königin Saba, wie sie den König Salomon besuchte, um seine Reichtümer und seine Weisheit zu bewundern. Das dritte Bild führt die tapfere Judith vor Augen, das Haupt des Holofernes in der Hand haltend. Das vierte Bild läßt die Esther vor dem persischen König Assuerus (Darius oder Xerxes) erscheinen. Wer sich die Mühe nimmt und die Stukkorahmen der einzelnen Fresken betrachtet, wird finden, daß kein Rahmen und kein Ornament und keine Muschel sich wiederholt. Die Deckengemälde der sechs Oratorien geben Szenen aus dem Leben Mariens wieder. Ober den beiden ersten Altären die unbe¬ fleckte Empfängnis und die Geburt Marias; ober den beiden zweiten Altären Mariens Opferung und Verkündigung; ober den beiden dritten Altären Mariä Heimsuchung und Dar¬ stellung Jesu im Tempel. Auch durch diesen Zyklus erweist sich die Kirche als Marienkirche. Auf der Evangelienseite erhebt sich in der Mitte der Kirche die Kanzel, die von nicht geringem Kunstwert ist. Sie ist nach der Manier des Hochaltares aus Ebenholz ver¬ fertigt und mit reich vergoldeten Schnitzwerken versehen. Sie ist ein Denkmal von Garstens heimischer Kunst, da die Kanzel selbst von dem Garstner Pokorny um 500 Gulden und die Vergoldung von Steindorfer, ebenfalls einem Garstner, um den Betrag von 330 Gulden hergestellt wurde. Das Gold dazu kostete 300 Gulden.
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